Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein Versprechen zu halten ist nicht immer einfach. Oft sieht nach ein paar Stunden, Mo-naten oder Jahren alles ganz anders aus, als damals, als man das Versprechen gegeben hat. Am besten ist, sagen sich deshalb viele, ich verspreche nichts. Ich lege mich nicht fest. Dann habe ich hinterher keine Schwierigkeiten. Dann muss ich dem anderen nicht weh tun, wenn ich nicht zu meinem Versprechen stehen kann. Dann muss ich mich nicht vor mir selber schämen, dass ich es nicht schaffe.
Aber Versprechen sind wichtig. Sie sind der Boden, auf dem man stehen kann. Ohne Ver-sprechen hängt man immer irgendwie in der Luft. Denken sie an die Kinder: Wenn sie versprochen kriegen die Mama kommt bestimmt wieder, wenn der Zeiger auf der 12 steht: dann können sie ohne Angst im Kindergarten bleiben. Dann haben sie etwas, auf dass sie sich verlassen können. Und wenn die Mama es nicht schaffen kann bis um 12? Dann wird sie dafür sorgen, dass der Papa kommt oder die Oma oder der große Bruder. Und das Kind weiß: sie hat mich nicht vergessen. Ich kann mich darauf verlassen. Das gibt einem Boden unter die Füße.
Sich nicht festlegen aber: das macht unsicher. Wie soll ich wissen, wo ich dran bin? Wie soll ich wissen, ob sie mich nicht einfach hier vergisst, weil ihr was anderes eingefallen ist? Ohne Versprechen wird man unsicher. Und wer unsicher ist, kriegt Angst. Manchmal denke ich sogar, vor allem zwischen Erwachsenen: sich nicht festlegen, das ist so eine Art von Machtausübung. Man verunsichert den anderen. Man macht ihm Angst. Immer muss er auf der Hut sein. Immer muss er nachfragen, versuchen, Boden unter die Füße zu kriegen. Das ist ein scheußliches Gefühl für den einen und vielleicht ja ganz schön für die andere.
Ein Versprechen zu halten ist nicht einfach. Man könnte erschrecken, wie schwierig das ist. So wie wahrscheinlich der Petrus erschrocken ist. Der hatte ein großes, vollmundiges Versprechen gegeben: Ich werde Dich niemals verlassen. Und Jesus, der wusste wie das mit den Versprechen ist, der hat ihm geantwortet: „Bevor der Hahn kräht, wirst du schon nichts mehr von mir wissen wollen.“ Da stand Petrus ganz schön blöd da mit seinem Ver-sprechen, erschrocken und beschämt, denn er wusste wohl selber: ja, so ist es – der hat mich durchschaut.
Und nun? Soll man sich also wirklich besser nicht festlegen? Was ist dann mit denen, die Boden brauchen unter den Füßen? Jesus hat damals noch was gesagt: „Erschreckt nicht! Vertraut auf Gott und vertraut auf mich.“ Ich verstehe: So habt ihr Boden unter den Fü-ßen. Sogar, wenn einer sein Versprechen nicht halten kann. Dann hält euch Gott trotz-dem.

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