SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

Ich bin Peter Kottlorz von der Katholischen Kirche. Einen schönen guten Morgen!
Er ist einer der „Radikalinskis“ im Neuen Testament der Bibel: Johannes der Täufer. Lebt irgendwo draußen am Ufer des Jordan, ernährt sich von Beeren und Heuschrecken, hält donnernde Predigten und tauft die Leute, die bereit sind ihr Leben von Grund auf zu ändern. Manche halten ihn gar für den, auf den alle warten, den Heilsbringer, den Messias, den Erlöser. Und so radikal wie er ist, so verneint er auch diese Gerüchte und stellt klar: „Ich taufe euch nur mit Wasser, es kommt aber einer, der ist stärker als ich und ich bin es nicht wert ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen.“
Fetzige Worte! Heute am dritten Advent zu hören in den katholischen Kirchen. Die Leute um Johannes waren beeindruckt aber wohl auch etwas verängstigt von seinen flammenden Reden. Darum fragten sie ihn, was sie denn tun sollten so kurz bevor der Messias kommt. Und was antwortet er ihnen? Nicht in Sack und Asche sollen sie gehen wie er, nicht an den Jordan ziehen und auch keine Heuschrecken essen, sondern:
„Wer zwei Gewänder hat, der gebe eins davon dem, der keines hat. Und wer zu essen hat, der handle ebenso. Den Zöllnern, also den größten Abzockern seiner Zeit sagt er auch nicht, sie sollen ihren Job an den Nagel hängen, sondern dass sie von den Leuten nicht mehr verlangen sollen als festgesetzt. Und zu den Soldaten sagt er, sie sollen ihre Machtposition nicht auszunutzen, also niemanden erpressen oder gar misshandeln.“
Das hat mich überrascht. Von einem Bußprediger wie Johannes hätte ich radikalere Handlungsanweisungen erwartet. Aber was er den Leuten sagt ist gar nicht so aus der Welt oder unerfüllbar. Und das sind zwei Facetten die ich am christlichen Glauben so mag: Die innere Haltung ist eigentlich radikal, sie geht im Wortsinne an die Wurzel, ans Eingemachte, ins Wesentliche des Lebens. Aber gleichzeitig verlangt der christliche Glaube nichts Unmögliches von mir. Nur dass ich mich mal umschaue und wahrnehme was so passiert um mich herum, privat und politisch. Und dass ich dann mit einer Haltung die innerlich de facto radikal ist versuche geduldig und wohlwollend das Nächstliegende zu tun.

Einen guten dritten Advent wünsche ich Ihnen! https://www.kirche-im-swr.de/?m=7324
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