Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Adventszeit soll still sein. Besinnlich. Das hoffen viele. Aber meistens hat man dafür zu viel zu tun. Die meisten Menschen sind damit beschäftigt, Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Sie gehen auf die eine oder andere Weihnachtsfeier. Sie bereiten sich auf das Weihnachtsfest vor. Aber von Stille keine Spur. Viele bedauern das.
Deshalb gefällt mir, dass verschiedene Freikirchen und evangelische Einrichtungen 2010 zum Jahr der Stille ausgerufen haben. Denn ich muss es zugeben: Ich bin auch kein großer Held der Stille. Eigentlich sollten wir Pfarrerinnen und Pastoren das ja können: Aus der Stille leben. In der Stille uns auf Gott einlassen. Auf ihn hören. Von ihm her die Kraft und Gelassenheit empfangen, die wir für die Predigt und die Seelsorge brauchen. Aber mir gelingt das nicht sehr gut.
Lieber fange ich an und nehme die Dinge in die Hand. Ich weiß schon, wie das geht, denke ich oft. Und bin manchmal schon nach kurzer Zeit ausgelaugt und mutlos, weil es doch nicht so einfach ist und meine Kraft zu Ende geht.
Deshalb glaube ich, dass die Stille und darin das Hören auf Gott mir etwas geben könnte, was nicht einfach nur aus meinen Begabungen kommt, die Gott mir geschenkt hat. Ich ahne, dass die Stille eine Quelle der Kraft und Vollmacht sein könnte, die ich aus mir selber heraus nicht gewinnen kann. Ja, ich habe die Sehnsucht danach, dass Gott mich inspiriert und berührt, dass er mit mir redet und mir Dinge klar macht, für mich selber und für andere. Für mein Privat- und meine Berufsleben.
Und weil ich es von allein nicht so gut kann, brauche ich Anleitung zum still sein. Ich habe in dem Ideenheft vom Jahr der Stille ein paar ganz praktischen Anregungen gefunden:
Zum Beispiel mal Autofahren ohne Musik oder Radiountermalung. Oder ein Mittagschläfchen machen, wenn es geht. „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf steht ja schon in der Bibel. Eine Freundin von mir geht spazieren und betet dabei. Andere nutzen offene Kirchen in Städten, setzen sich für ein paar Minuten still auf einen Platz und sind offen für eine Begegnung mit Gott.
2010 als Jahr der Stille: Ich bin gespannt darauf was ich dabei entdecken werde. Wenn Sie auch zu denen gehören, die sich in diesem turbulenten Advent nach Stille sehnen und nach Besinnlichkeit: Vielleicht versuchen Sie es jetzt schon mit einem dieser Praxistipps. Damit die Adventszeit für Sie zu einer Quelle der Kraft wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7283
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