Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wer heute einen Forsythien- oder einen Kirschzweig ins Haus holt, ihn über Nacht in lauwarmes Wasser legt, ihn morgen dann in einen Krug mit Wasser stellt und das Wasser alle drei Tage wechselt, hat in ein paar Wochen – um Weihnachten herum – einen blühenden Zweig da stehen. Man nennt ihn auch „Barbarazweig“. Die heilige Barbara wird als Märtyrerin verehrt – ein Opfer der Christenverfolgung zu Beginn des vierten Jahrhunderts. Eine Legende erzählt, sie sei heimlich Christin geworden, während einer Abwesenheit ihres Vaters. Als er bei seiner Rückkehr davon erfuhr, befahl er ihr, ihren Glauben aufzugeben. Doch sie weigerte sich und hielt allem Druck des Vaters stand. Schließlich ließ er sie ins Gefängnis werfen. Auf dem Weg dorthin verfing sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid. Den stellte Barbara in einen kleinen Krug mit Wasser. Genau an dem Tag, an dem der Zweig aufblühte, wurde sie zum Tode verurteilt. „Du schienst wie tot“, sagte Barbara zu dem Zweig. „Aber du bist aufgeblüht zu schönerem Leben. So wird es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu neuem, ewigem Leben aufblühen.“
Heute ist Barbaras Gedenktag. In Anknüpfung an die Legende hat sich der Brauch mit den Barbarazweigen entwickelt. Er erinnert an eine Bibelstelle, in der Ähnliches erzählt wird. „Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht“ (Jesaja 11,1). Das Wort ist an Menschen gerichtet, die sich wegen einer großen Bedrängnis aufgegeben haben. Der junge Trieb ist aber ein von Gott gegebenes Hoffnungszeichen; er verheißt Zukunft und neues Leben. Genau das will auch der Barbarazweig. In den Knospen, die er in der Wärme des Hauses hervorbringt, wird die Kraft des Lebens spürbar. Wenn sie um Weihnachten herum aufgegangen sind und blühen, ist das ein Zeichen, dass Gott mit seinem Leben und seiner Kraft in dieser Welt aufgegangen ist und blüht. „Alle Knospen springen auf“, heißt es in einem Kirchenlied, „fangen an zu blühen. Alle Nächte werden hell, fangen an zu glühen… Alle Menschen auf der Welt fangen an zu teilen. Alle Wunden nah und fern, fangen an zu heilen…“ https://www.kirche-im-swr.de/?m=7212
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