Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wer schon einmal richtig Hunger hatte weiß, wie herrlich ein einfaches Stück Brot schmeckt. Jemandem der Hunger hat, dieses Stück Brot zu geben ist praktizierte Nächstenliebe. Hungernde speisen zählt im Christentum zu den sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit.
Hunger hat viele Gesichter. Das des ganz realen Hungers in der Welt. Diesen körperlichen Hunger möchte ich weder ausblenden noch verharmlosen. Er ist ein Skandal. Dennoch geht es mir heute Morgen um eine andere Art „Hunger“.
Hunger, den man mit Brot allein nicht stillen kann. Hunger, nach Leben. Nach gutem, erfüllten Leben. Diesen Hunger habe ich neulich in einer Runde mit Firmlingen gespürt. Es ging um Jesus von Nazareth und das, was die Jugendlichen an ihm fasziniert: Einer der den Hunger stillt, nicht nur den leiblichen.
Weil er gesehen hat, wo’s brennt, weil er sich nicht zu schade war, den Ärmsten der Armen zu helfen, weil er mutig genug war, der Obrigkeit zu widersprechen, weil er Brot vermehrt und allen zu essen gegeben hat.
Einer, der den Hunger stillt. Den leiblichen in Form von Brot aber auch den seelischen durch Zuwendung.
„Worauf habt ihr denn Hunger?“ hab ich die Firmlinge gefragt? Die Antworten, die mir diese 14-15 jährigen gegeben haben, haben mich erstaunt und berührt.
„Ich habe Hunger nach einem Menschen, der mich nicht allein lässt“ sagten sie,
„Ich habe Hunger auf einen Menschen, der Verständnis zeigt.“
„Ich habe Hunger auf einen Menschen, der lachen und weinen kann.“
„Ich habe Hunger auf einen Menschen, der nicht nur ans Geld denkt.“
„Ich habe Hunger auf einen Menschen, der zu seinem Wort steht.“
„Ich habe Hunger auf einen Menschen, der mir was von Gott erzählt.“
„Ich habe Hunger auf einen Menschen, der mir zuhört.“

Diese Sätze haben mich sehr nachdenklich gemacht. Diese jungen Menschen wollen kein fast food für die Seele. Diese scheinbar satten Jungen sind auf der Suche nach etwas, nach jemand, der ihren Hunger wirklich stillt.
Wie viel Sehnsucht nach Angenommensein, nach Gesehen werden mitschwingt. Nach Verlässlichkeit in Beziehungen. Nach einem ganz konkreten Menschen, der sich zuwendet und zuhört und mich nicht nur zutextet….der mir vielleicht was von Gott erzählt, mit echten Worten oder dadurch wie er zu mir ist.
Die jungen Leute haben mir klar gemacht: Du allein kannst den Hunger in der Welt nicht aus dem Weg räumen…aber hier bei diesen jungen Menschen liegt es mit an Dir ob ihr Hunger etwas gestillt wird oder sie mit einem schalen Gefühl nach Hause gehen.

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