Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eine Dame kommt in den Raum und zwei Herren, einer älter, einer jünger. Wüssten Sie, wen Sie zuerst begrüßen? Gilt das heute auch noch: Dame vor Herr? Aber was, wenn Er der Chef ist und Sie die Mitarbeiterin?
Der „gute Ton“ und die richtige Umgangsform bei einer ersten Begegnung können manchmal richtiggehend „die Türen öffnen“ bei anderen Menschen und wegweisend sein für jeden weiteren Kontakt. Das wissen viele Firmen und bieten darum „Benimm-Seminare“ an für ihre Mitarbeitenden und für deren Chefs(!).
Beim guten Benehmen geht es heute aber nicht mehr um starre Regeln, sondern vor allem um die Achtung des anderen Menschen und um die Beachtung seiner Bedürfnisse. Höflichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme manchen das Leben einfach etwas leichter und angenehmer.
Arthur Schopenhauer hat gesagt: „Höflichkeit ist wie ein Luftkissen. Es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens.“
Ich finde, Höflichkeit sollte auch keine Frage der sozialen Stellung oder des Alters sein. Es ist erstaunlich, wie es sich auf das Betriebklima auswirken kann, wenn die Vorgesetzten höflich sind zu ihren Mitarbeitenden. Oder die Lehrerinnen zu ihren Schülern. Auch die alten Leute im Bus können höflich sein zu einem Jugendlichen, wenn sie ihn um einen Sitzplatz bitten. Durch ein gutes Vorbild wird Höflichkeit am ehesten vermittelt. Ist mir selbst also Höflichkeit wichtig, dann fange ich am besten selbst damit an höflich zu sein.
Das hat übrigens auch der Apostel Paulus empfohlen: „Gegenseitige Achtung soll euer Zusammenleben bestimmen.“( Röm 12,10) Das schrieb er in einem Brief an die Gemeinde in Rom. Für mich ist das der Kern und der Sinn jeder Höflichkeitsregel: die gegenseitige Achtung.
Die Benimmregeln waren noch nie so locker wie heute. Und das ist auch gut so. Heute laden Frauen Männer zum Essen ein und bezahlen selbst die Rechnung. Senioren bieten Grundschulkindern mit schweren Schulranzen einen Sitzplatz im Bus an und Männer brauchen heute keiner Frau mehr unbedingt die Tasche zu tragen. Aber ihr Kern eines guten Benehmens ist immer noch der alte und der heißt: Ich achte die Menschen, mit denen ich zusammentreffe. Und das zeige ich ihnen auch.
Nächstenliebe ist ja ein großes Wort. Ich meine, schon bei den kleinen Formen der Höflichkeit fängt sie an.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7109
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