Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Niemand hat die Seele eines Menschen je gesehen, gemessen oder im Labor untersucht. Aber sie meldet sich im Menschen, wenn es ihr nicht gut geht. Die Seele reagiert sogar schon, wenn sie zu kurz kommt und nicht genügend gepflegt wird.
Wenn wir im Alltag gut funktionieren, merken wir vermutlich gar nichts von der Existenz einer Seele. Aber in Zeiten der Krise, da merken wir, dass uns irgendetwas fehlt. So etwas wie Lebendigkeit oder Lebens-Kraft. Wenn die Seele sich schmerzhaft meldet, dann braucht der Mensch Hilfe, um wieder gesund zu werden.
Vielleicht ist dann das Gespräch mit einer Seelsorgerin, einem Seelsorger, ein erster Schritt. Man braucht dazu keinen Krankenschein und keine Überweisung. Man muss auch nicht mit monatelangen Wartezeiten rechnen. Ein seelsorgerliches Gespräch bei einer Pfarrerin oder einem Pfarrer zum Beispiel ist auch völlig kostenlos; nicht einmal die Kirchenmitgliedschaft wird vorausgesetzt. Das einzige, was es kostet, ist die Überwindung einen Gesprächstermin zu vereinbaren.
Dass Pfarrerinnen und Pfarrerinnen unter seelsorgerlicher Schweigepflicht stehen, erleichtert vielleicht den ersten Schritt zu einem Seelsorgegespräch .So jedenfalls ging es einer jungen Frau, die mir von ihren Erfahrungen erzählt hat. Sie war völlig ausgebrannt und wusste überhaupt nicht mehr, was sie jetzt machen sollte.
„Ich konnte einfach nicht mehr“, hat sie mir erzählt. „Beruf, Haushalt und Garten, Kinder und Familie und Ehe - alles musste funktionieren. Solange, bis gar nichts mehr ging. Es war wie eine große Leere in mir. Ich war völlig ausgebrannt.“
Gemeinsam mit der Seelsorgerin überlegte sie damals, was ihr helfen könnte. Sie fuhr zur Kur. Sie erholte sich wieder. Ein Jahr lang ging sie regelmäßig zu einer Gesprächstherapie. Sie lernte besser für sich selbst zu sorgen, ohne das Gefühl zu haben, ihre Familie oder ihren Beruf zu vernachlässigen. Und sie entdeckte die Kraft des Gottvertrauens. Sie entdeckte ihren Glauben wieder.
Jeden Tag nimmt sie sich nun Zeit für das Gebet und die Meditation. Das gibt ihr Kraft und innere Ausgeglichenheit für ihre vielen Aufgaben. Beten ist für sie zu einer Kraftquelle geworden. In der Bibel fand sie ein Psalmgebet, das hätte von ihr stammen können. Es heißt: „Bei dir, Gott, ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht.“ (Ps. 36)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7107
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