SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

(zu Joh. 1 Joh 3f. + Mt 5, 1-12/Seligpreisungen)

Kind bleiben können (beim Glauben)

„Wer Kindern etwas verspricht, sei es ein Spiel oder ein Geschenk, der halte es wie einen Eid!“
Diesen Spruch aus Österreich zitiere ich aus 2 Gründen. Weil es bei ihm um Kinder geht und Versprechen. Und weil es darum auch in den Texten geht, die heute in den katholischen Gottesdiensten gelesen werden. In der Lesung geht es darum dass die Christen als Kinder Gottes bezeichnet werden. Und im Evangelium hört man heute die sogenannten Seligpreisungen. Sie werden auch das Testament Jesu genannt, oder das Grundsatzprogramm der Kirche. Weil sie Versprechen, ja Visionen einer anderen Welt sind. Einer tröstlicheren, barmherzigeren, gerechteren und friedlicheren Welt Gottes.
Die erste dieser Seligpreisungen heißt „Selig, die arm sind vor Gott“ – früher hieß das „Selig die armen im Geiste“. Das hört man heute nicht mehr, weil es so missverstanden wurde als sei die christliche Religion etwas für geistig Minderbemittelte. Aber nein, es geht um die im Geiste armen, bescheidenen, freien und unbelasteten. Womit wir wieder bei den Kindern wären. Und genau darum geht es bei der christlichen Religion:
sich die Geisteshaltung eines Kindes zu bewahren. Nicht intellektuell, sondern geistlich, seelisch. Also:
staunen können, an mehr glauben als man sieht, offen sein, unvoreingenommen, grundlos vertrauen, Menschen, Tiere, Bäume und Pflanzen lieb haben, sich richtig freuen können und dankbar sein.
Mich als Kind Gottes fühlen heißt also nicht dass ich als erwachsener Mensch den Verstand über Bord werfe. Sondern dass ich meinen kindlichen Gefühlen nachspüre und mich mit diesen Gefühlen Gott überlasse – im Wohl und im Wehe, wenn es mir gut geht, aber gerade auch, wenn es mir dreckig geht.
Und als ein solches Kind Gottes möchte ich den Versprechen Jesu, seinen heiligen Versprechen glauben. Die da heissen:

„Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Selig die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben.
Selig die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.
Selig die Frieden stiften, sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.
Und selig die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.


Einen schönen Allerheiligen-Sonntag wünsch ich Ihnen! https://www.kirche-im-swr.de/?m=7033
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