Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In Ulm wird heute gewählt. Die Synode, also das Parlament der evangelischen Kirche in Deutschland wählt den Vorsitzenden ihres Rates. Oder die Vorsitzende. Eine Frau gilt als eine aussichtsreiche Kandidatin. In der evangelischen Kirche kann eine Frau auch Pfarrerin, auch Bischöfin und auch Vorsitzende des Rates der Kirche sein.
Ich finde diese Wahl wichtig. Denn: was es heißt, evangelisch zu sein im 21. Jahrhundert, danach wird man den oder die neue Vorsitzende fragen. Auf ihn oder sie wird man schauen. Er oder sie wird darüber Auskunft geben, was Christen für ein gutes Leben in dieser Welt beitragen können.
Was es heißt ein Christ zu sein, das sieht man daran, wie Christen leben, woran sie sich orientieren und worauf sie sich verlassen. „Ihr seid ein Brief Christi“ (2. Kor 3,3) hat Paulus an die ersten Christen in Korinth geschrieben. Von euch kann man erfahren, was Jesus Christus mit den Menschen vorhat. Das erfährt man nur von Menschen, die mit dem Glauben in ihrem Leben etwas anfangen. Das erfährt man nur, wenn Christen anderen sagen, was man mit diesem Glauben anfangen kann und wie das Leben gewinnt, wenn man auf Jesus von Nazareth vertraut.
Natürlich –so ein Brief kann jeder Christ sein und jede Christin, ganz gleich, welche Konfession sie haben: Eine Mutter, die mit ihrem Kind betet, zeigt, wie gut es tut, auf Gott vertrauen zu können. Ein Vater, der seinen Kindern sagt, was er glaubt und was ihm wichtig ist, zeigt, was Christsein bedeutet. Jede Kassiererin, die versucht, freundlich zu bleiben, auch wenn das gerade nicht ihr Tag ist, zeigt etwas von der Liebe, die Jesus gelehrt hat. Jeder Unternehmer, der sich vor Gott verantwortlich weiß für seine Leute und für seinen Betrieb, der zeigt, wie Christsein heute geht.
Aber auf den Mann oder die Frau, die heute zum Ratsvorsitzenden gewählt wird, schauen sie alle. Er oder sie wird gefragt werden, wenn die Zeitungen etwas berichten. Er oder sie wird im Fernsehen zu Wort kommen, wo mehr Leute zuhören, als beim Beten oder Vorlesen im Kinderzimmer. So funktioniert unsere Welt.
Deshalb finde ich es wichtig, dass sie in Ulm eine gute Wahl treffen. Damit der Brief, den so viele lesen, unserer Welt wohl tut. „Für die Kirche und die in ihr Verantwortung tragen“ hat man früher regelmäßig gebetet. In der evangelischen Kirche ist das ein bisschen in Vergessenheit geraten. Ich finde, heute ist ein guter Tag, wieder damit anzufangen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7028
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