Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn es morgens noch dunkel ist, und abends, wenn ich heim komme ist es schon wieder dunkel und dazwischen den ganzen Tag nicht so richtig hell geworden und womöglich auch noch nasskalt und neblig: dann verdunkelt sich mein Gemüt auch. Was für eine scheußliche Jahreszeit, finde ich dann, und überhaupt: nirgends ein bisschen Wärme und Freude. Alles verkehrt.
Ich habe schon allerlei Strategien ausprobiert, die dagegen helfen sollen. Kerzen sind gut, sagt meine Freundin, die machen so ein schönes Licht. Meine Tochter kocht sich Tee, das wärmt jedenfalls und ist gut gegen Halsschmerzen. Und Sauna tut gut, sagen viele: das entspannt und wärmt.
Eine Art Psychotechnik für dunkle Tage kannten schon Menschen zur Zeit der Bibel. Die haben sich ganz bewusst vorgenommen, positiv zu denken. „Lobe den Herrn, meine Seele“, sagt da zum Beispiel ein Mensch zu sich selber, „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ (Ps 103, 2).
Ich kann mir richtig vorstellen, wie da einer seine Seele, die im Trübsinn versinkt, anstupst: Los, auf, erinnere dich. Vergiss nicht, was du alles an Schönem erlebt hast in diesem Sommer! Schau doch noch mal die Bilder an: Das glitzernde Meer in der Urlaubssonne, und das grüne Tal mit den vielen Nussbäumen ein paar Wochen später. Die netten Menschen beim Fest im Nachbardorf. Die Postkarten der Kinder aus aller Herren Länder. Die Kollegen, denen ich manchmal heftig die Meinung sagen muss und sie mir – und ohne die so ein Radiobeitrag nicht gelingen würde. So vieles fällt mir ein, wenn ich erst anfange nachzudenken. So vieles, was ich an Gutem erlebt habe.
Vergiss nicht! hat der Mensch gesagt, von dem die Bibel erzählt, wie er seine dunklen Stunden bekämpft. Vergiss nicht! Nein, vergessen habe ich es nicht, was ich an Gutem erlebt habe. Aber jedenfalls auch nicht genug dran gedacht. Jedenfalls nicht, wenn es dunkel ist und nasskalt. Da sehe ich dann auf einmal nur die trüben Seiten meines Alltags.
Lobe den Herrn, meine Seele! Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat: Wenn Sie auch mit dem trüben und dunklen Herbst zu kämpfen haben: versuchen sie es doch mal mit der Methode des Beters aus der Bibel: Erinnern Sie sich an ihre guten Erfahrungen! Ganz bewusst. Nehmen Sie sich das ausdrücklich vor. Eine Kerze dazu und ein duftender Tee helfen sicher dabei. Und vielleicht machen Sie dann auch die Erfahrung, die er so beschrieben hat: „Gott macht deinen Mund fröhlich, dass du wieder jung wirst wie ein Adler.“ (Ps. 103,5)
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