SWR1 3vor8

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29. Sonntag im Jahreskreis (B)

Einen schönen guten Morgen, ich bin Pfarrer Michael Broch aus Leonberg.

Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Wie wir ist Jesus „in allem in Versuchung geführt worden. In allem ist er uns gleich geworden.“ Davon ist heute in den katholischen Gottesdiensten zu hören Es lohnt sich, dieses „in allem uns gleich geworden“ einmal durchzudenken – in seiner ganzen möglichen Tragweite. Jesus hat gelacht und geweint, er konnte unglaublich liebevoll sein, aber auch zornig. Jesus ist ein zärtlicher Mann gewesen und er konnte seine Gegner mächtig vor den Kopf stoßen. Jesus ist nicht außerhalb unserer menschlichen Welt gestanden, sondern mitten drin. Auch in ihm sind verführerische Gedanken aufgekommen. Etwa die Versuchungen durch den „Teufel“. Er hat sich ihnen gestellt. Und widerstanden! So konnte er auch die menschlichen Abgründe erkennen und mit uns fühlen. Und er konnte sich gegen das Böse, das Unmenschliche und Lieblose wehren – durch Gutes denken, sagen und tun. Wir können es uns nicht lebendig genug vorstellen, mit welcher Leidenschaft Jesus Mensch gewesen ist – in allem uns gleich. Der christliche Glaube lehrt zwar, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist. Doch auch nach 2000 Jahren Christentum tun sich Christen schwer, die Menschlichkeit Jesu voll und ganz ernst zu nehmen. Und manche tun sich schwer mit seiner Göttlichkeit. Freilich steht in dem Bibeltext auch: „In allem uns gleich – außer der Sünde.“ Aber was heißt das? – Bei Sünde denken viele an Moral bzw. Unmoral und an die darüber wachenden religiösen Instanzen. Nach der Bibel jedoch bedeutet sündigen: trennen, scheiden, entzweien – aber auch: undankbar sein, verachten. Und gerade das hat Jesus nicht getan. Er hat sich nicht von Gott getrennt, und er hat die Menschen nicht verachtet. Bis zu seinem Tod am Kreuz hat Jesus unbeirrt an Gott und an den Menschen festgehalten. Er hat die Verbindung nach beiden Seiten nicht abreißen lassen. Man kann sagen: Am Kreuz hat Jesus Gott und Menschen zusammengehalten. Und was für ein Gott ist das für Jesus gewesen? – Der Gott, der vorbehaltlos liebt und bei dem jeder Mensch unbedingt erwünscht ist. Der unbeirrbare Liebhaber der Menschen. Diesen Gott hat Jesus verkündet und bezeugt. In diesen Gott ist Jesus hinein gestorben. In dem unbeugsamen Vertrauen, in ihm für immer zu leben. Und wie ich Jesus verstehe, hat er das nicht nur für sich geglaubt und erhofft, sondern ebenso - für uns. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6965
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