Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Mutter von Larissa hat Depressionen und liegt manchmal den ganzen Tag im Bett. Aber davon erzählt Larissa lieber nichts in der Schule.
Frau Maier wird von ihrem Mann geschlagen wenn er getrunken hat. Außer ihr und ihren Kindern weiß das aber keiner.
Max ist 13. Er wird von seinen Eltern nie gelobt. Nichts macht er gut genug. Er kann sich anstrengen wie er will. Max verschließt sich immer mehr aber keiner kommt dahinter, warum.

Es ist oft nicht sichtbar, was hinter verschlossenen Haustüren alles passiert. Trotzdem besteht daran kein Zweifel: Familienbeziehungen sind gnadenlos ehrlich. Reden können wir viel. Im Kontakt mit anderen Menschen können wir auch für kurze Zeit andere Seiten zeigen, können leichter freundlich, großzügig und verständnisvoll sein. Wenn die Familientür zugeht, kann sich dahinter ganz anderes abspielen.

Dies scheint immer schon so gewesen zu sein. Jedenfalls finden sich in der Bibel ganz konkrete Anweisungen für den Umgang zwischen Ehepaaren, Eltern und Kindern auf sogenannte Haustafeln. Sie hatten die Aufgabe, Menschen des frühen Christentums dabei zu helfen, achtsam und respektvoll miteinander zu leben. Sie wollten helfen, dass Menschen einander verzeihen, mit ihren Schwächen aushalten, sanft- und demütig sein können. Was damals hilfreich war, können wir heute in unsere Zeit nicht einfach übernehmen. Unverändert ist aber, was solche Haustafeln grundsätzlich beabsichtigt haben.

Partner, Eltern und Kinder erleben täglich, ob sie wertschätzend oder abwertend, ermutigend oder angstmachend, aufmerksam oder gleichgültig miteinander umgehen.
Es ist alles andere als leicht, sich innerhalb von Familienbeziehungen gegenseitig den Spiegel vorzuhalten. Glücklicherweise lernen Kinder und Jugendliche heute schon in der Schule positiv Rückmeldungen zu geben und auszusprechen, wenn sie sich Veränderungen wünschen. Wer dies im Glauben daran tun kann, selbst geliebt sein, gehalten von der Sanftmut Gottes, tut sich leichter. Der kann vielleicht sogar dankbar sein, wenn ihn andere im geschützten Rahmen und liebevoll auf blinde Flecken aufmerksam machen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6866
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