Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute vor 20 Jahren wurde mit einem Halbsatz ein großes Kapitel deutscher Freiheitsgeschichte geschrieben. 4500 Flüchtlinge aus der damaligen DDR hatten in der Prager deutschen Botschaft Asyl gesucht und kamen frei. Es dauerte keine Minute als der heute 82 jährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Scheinwerferlicht auf dem Balkon ausrief: „Ich bin gekommen -um Ihnen mitzuteilen- dass heute ihre Ausreise“… Da brach die Rede ab. Laut jubelten die Menschen, Tränen flossen, tausende nicht nur in Prag lachten und umarmten sich. Unbeschreiblich. Freiheit.

Hans Dietrich Genscher hat diese 42 Sekunden auf dem Balkon als den bewegendsten Moment seines Lebens bezeichnet. Es ist schwer, das nach zu empfinden. Wir haben nach 20 Jahren jede Menge Nachholbedarf zu begreifen, wie das wirklich ist, mit solchen Momenten in der Geschichte. Wer die Berichte von damals liest, weiß: nach dem Jubel war alles verändert. Da wurde es ganz leise. Da setzte das Nachdenken ein. Was brauche ich jetzt? Wie geht es weiter, konkret? Wie damals war das, beim biblischen Auszug aus Ägypten.

Heute rollt wieder ein so genannter „Zug der Freiheit“ von Prag nach Hof in Bayern. Die Idee zur ungewöhnlichen Geschichtslektion stammt vom Dresdner Verein Kultur Aktiv. An Bord sind nicht nur Augenzeugen von einst und Jugendliche der Generation ’89. Alles ist organisiert für 200 junge Menschen. Sie sollen verstehen, was Freiheit bedeutet. Oder vielleicht eher: eine Ahnung davon bekommen, wie aufregend und überwältigend es ist, wenn man alles hinter sich lässt, weil man die Freiheit mehr liebt als jede Bevormundung.
Freiheit ist kein Spaß. Für mich ist Freiheit ein Geschenk.
Ja, ein Gottes Geschenk, unverfügbar, denn Gott führt sein Volk immer wieder aus der Knechtschaft in die Freiheit.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6841
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