Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Einer meiner Kollegen ist Stadtrat in einer größeren Stadt. Er investiert unglaublich viel Arbeit, viel Zeit, viel Kraft und Nerven in dieses Ehrenamt. Und er tut das bestimmt nicht für das Sitzungsgeld und die Aufwandsentschädigungen, die man dafür bekommt. Die sind im Vergleich zur aufgewendeten Zeit eher lächerlich. Er macht das, weil ihm seine Stadt und ihre Bürger am Herzen liegen. Er will etwas dafür tun, dass die Lebensqualität bleibt und besser wird. Dass das Miteinander so vieler Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Ansprüchen gut wird. Dass es so gerecht wie möglich zugeht und die Menschen gern leben in seiner Stadt. Dafür setzt er sich ein.
Für ihn ist das, glaube ich, seine Art, den Auftrag umzusetzen, den Gott seinen Menschen gegeben hat. Er hat uns die Schöpfung überlassen, damit wir sie „bebauen und bewahren“. Damit alle ein Dach über dem Kopf haben und es Schulen gilbt und Krankenhäuser, Straßen und Parkanlagen, Arbeits-plätze und Hallenbäder. Dazu wird jeder einzelne gebraucht, als Vater oder Mutter, als Bauherr oder Lehrer, als Ärztin oder Serviererin. Und eben auch Politiker. Die schaffen die Rahmenbedingungen, dass alle anderen gut nebeneinander und miteinander arbeiten und leben können. Sie versuchen, für Gerechtigkeit und Ausgleich zu sorgen und streiten manchmal erbittert über den richtigen Weg. Aber ich finde: keinem einzigen darf man unterstellen, dass er nicht nach der besten Lösung sucht oder dass er nur an sich denkt. Nicht den Ortschaftsräten und Stadträten, nicht den Bürgermeistern und Oberbürgermeistern, nicht den Landes- und nicht den Bundespolitikern. Ich finde, wir können froh sein, dass es Menschen gibt, die diese Arbeit für uns machen. Und wir können froh sein, dass wir uns die wählen können, deren Lösungen wir für die besseren halten. Ich habe große Achtung vor denen, die sich in der Politik engagieren.
Deshalb ärgert mich Horst Schlämmer und sein Klamauk: „Isch kandidiere!“ Denn Horst Schlämmer kritisiert nicht falsche Entscheidungen, er karikiert nicht lächerliche Auswüchse des Politlebens. Er will mit seinem Auftritt dieses Land und seine Politiker nicht besser machen: er will Filmtickets verkaufen und Geld verdienen. Und dafür verunglimpft er die Politiker. Und bestätigt damit die, die sowieso schon verdrossen sind oder sich sowieso nicht um Politik kümmern. Die können sich jetzt sagen: Seht ihr, ich wusste es. So sind sie, die Politiker. Die taugen alle nichts.
Die Politiker, die ich kenne, haben das nicht verdient. Die haben verdient, dass wir sie für ihr Engagement achten, finde ich. Und dass wir am 27. wählen gehen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6753
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