Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Och nee, das macht doch Arbeit!“ Ich finde, das ist ein Satz, mit dem nimmt man dem Leben die Farbe. Meine Nachbarin zum Beispiel: Im vergangenen Jahr habe ich sie oft auf dem Balkon gesehen, da hatte sie ein richtiges Blumenparadies. In diesem Jahr gibt es nur Gestrüpp in den Blumenkästen. „Ach, hat mein Mann gesagt, mach dir doch nicht so viel Arbeit!“ hat sie mir erzählt. Aber auf dem Balkon sieht man sie nun kaum noch. Scheint ihr nicht mehr zu gefallen dort. Ist auch nicht wirklich schön. Arbeit gibt dem Leben Farbe.
Klar, Arbeit ist es trotzdem. Gemeinsam zu Abend essen, zum Beispiel. Macht Arbeit, bis man alles hergerichtet hat. Wenn sich jeder sein Brot schmiert, wenn er Hunger hat, das ist bequemer. Aber es macht bloß satt. Spaß macht das nicht.
Erst durch Arbeit wird das Leben schön. Vielleicht finden Sie den Satz merkwürdig. Vielleicht denken Sie jetzt an die Arbeit, die Ihnen keinen Spaß macht, aber es muss halt sein, von irgendwas muss man ja leben. Natürlich gibt es das auch und viele wären froh, sie hätten eine Arbeit für ihren Lebensunterhalt, auch wenn sie keinen Spaß macht.
Aber gerade wenn man Sorgen hat wegen der Arbeit oder wenn der Job keine Freude macht – dann hilft es, sich eine Arbeit zu suchen, die Spaß macht. Eine Arbeit, mit der man dem Leben Farbe geben kann. Die Blumen auf dem Balkon zum Beispiel, oder ein kleines Stück Garten. Ab und zu für jemanden gut kochen, dem es schmeckt und der sich darüber freut. Oder einmal in der Woche die F-Jugend trainieren. Solche Arbeit gibt dem Leben Farbe. Und es macht Spaß, mit seiner Arbeit ein Stück Leben zu gestalten.
Nicht umsonst erzählt die Bibel von Gott, dass er arbeitet (Jes 43, 24). Er arbeitet wie ein Töpfer, der aus Ton Menschen formt. Wie ein Gärtner, der einen Garten anlegt. Wie ein Hirte, der für seine Ge-schöpfe sorgt und ihnen nachgeht. Natürlich sind das Bilder. Aber darin steckt das Wissen: ohne Arbeit kann das Leben nicht gut werden. Gott arbeitet, damit das Leben gut wird. Er sagt nicht: ich würde lieber shoppen gehen oder fernsehen. Und wir Menschen sind seine Ebenbilder. Wahrscheinlich würde vieles bunter und weniger langweilig, wenn wir den Satz „Och nee, das macht doch Arbeit!“ vergessen würden.
Von Gott übrigens kann man dann auch das andere lernen: Am siebten Tag, heißt es, da ruht er sich aus. Ruht sich aus – und freut sich über das, was er geschafft hat. Vielleicht zwischen Geranien und Petunien auf dem Balkon beim Essen mit Freunden. Wer weiß.


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