SWR1 3vor8

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Und er ..legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf!.... Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.
(Markus 7, 33.34.37)


„Kinder wickeln, das kann ich nie,“ denken viele junge Männer und ich glaube auch Frauen, wenn sie
anderen Eltern beim Wickeln über die Schulter schauen: Diesen Geruch und dass man auch noch selbst
Hand anlegen soll, finden viele ziemlich eklig. Aber dann können es die meisten doch, bei eigenen Kindern. Kein Ekel mehr. Wäre auch schlimm für die Kinder, wenn es anders wäre.
Es gibt viele ähnliche Situationen zwischen Menschen: Wenn etwas wieder gut werden soll, dann muss man Berührungsängste und Ekelgrenzen überwinden. Duftfrei und clean geht es nicht. Das zeigt ganz handfest
die Geschichte von Jesus, die heute in den evangelischen Kirchen erzählt wird: Man bringt einen gehörlosen Menschen zu Jesus, durch seine Gehörlosigkeit kann er auch kaum noch sprechen. Doppelt behindert also. Dann wird erzählt, und das kann man erstmal ziemlich eklig finden:
Jesus legte ihm die Finger in die Ohren, berührte seine Zunge mit Speichel, sah auf zum Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf!
Und tatsächlich: Jesu körperfreundliche Zuwendung ist erfolgreich. Der Kranke kann wieder sprechen. Die Menschen drum herum sind völlig aus dem Häuschen und loben Jesus: „Er hat alles gut gemacht.“

„Gut gemacht.“ Eigentlich gleich ein doppeltes Lob. Zum einen zollen sie ihm das größte Lob, was die Bibel
für einen Menschen überhaupt zu vergeben hat: Es ist etwas Himmlisches wenn einer es schafft, wieder gut zu machen, zu heilen. Wenn ein Mensch wieder heil wird, körperlich und seelisch, kommt ein Stück von
Gottes neuer Welt.
In diesem „gut gemacht“ steckt noch ein zweites Lob und davon können Sie und ich uns eine Scheiben abschneiden:
Die Art und Weise wie Jesus geheilt hat, ist auch gut. Er ist menschenfreundlich, weil er körperfreundlich ist. Er findet es nicht eklig, einem Kranken ganz nah zu kommen. Wer krank ist, braucht Nähe und dass man sich nicht vor ihm ekelt. Berührung tröstet, Nähe zeigt, dass er dazu gehört, dass er sich nicht schämen muss. Nähe kann wieder gut machen. Wir Menschen sind keine Astralwesen oder virtuell. Wir sind Körper und der
ist oft nicht clean, perfekt oder geruchsneutral. Um zu helfen, muss man berühren lernen und Ekelgrenzen überwinden. Wie Eltern beim Kinder wickeln.
Können Sie das? Und wie haben Sie es gelernt? https://www.kirche-im-swr.de/?m=6708
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