SWR1 3vor8

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„Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie Christus, dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau…“ Ein echter Aufreger, dieser Satz aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser. Einfach ärgerlich, dass das so in der Bibel steht. Und dass die Kirche sich oft auf diesen Satz berufen hat. Viele Männer und auch Frauen selber haben sich das zu Herzen genommen: Wenn es in der Bibel steht, dann will Gott das so. Andere sind gerade auch wegen solcher Sätze auf Distanz zur Kirche gegangen.
Paulus schreibt aber noch weiter, diesmal an die Adresse der Männer: „Ihr Männer, liebt Eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat.“
Da hat sich der Apostel an ein schwieriges Thema gewagt. Es scheint ihm wichtig zu sein, und immerhin redet er dabei tatsächlich von Liebe. Und vergleicht das Verhältnis von Mann und Frau sogar mit der Beziehung, die Christus zur Kirche hat. So soll ein Mann seine Frau lieben. Gleichzeitig spricht Paulus sehr patriarchalisch, fast nur aus der Perspektive des Mannes. Paulus, ein Macho? Das ist zu einfach gedacht. Paulus spricht hier wohl aus, was die frühen Christen beschäftigt hat. Dass die Beziehung von Mann und Frau auch mit dem Glauben zu tun hat. Weil sie so wichtig ist, so sehr das Leben bestimmt. Darin war man sich einig. Gesucht und gestritten haben die Christen in der Frage der Umsetzung. Wie soll es denn aussehen? Was will Gott? Wie sollen Frauen und Männer zueinander stehen?
Mir scheint, da sind wir nahe bei heutigen Fragen. Ich beobachte, dass wir auch immer noch suchen, wie sich das verhält mit Unterschieden und Gleichheit: wie bin ich Mann, wie bin ich Frau? Wie können wir gut miteinander leben? Und die These, dass Frauen nicht einparken und Männer nicht zuhören können, hilft da kein bisschen weiter.
Paulus geht viel tiefer: Mann und Frau sind verschieden und gleichrangig. Und das erzeugt eine starke Spannung. Mich regt Paulus nicht nur auf. Er regt mich auch an, diese Spannung zu gestalten – und zwar nicht mit Klischees und Totschlagsargumenten, sondern mit Herz und Vernunft und mit Freude. Denn Mannsein und Frausein ist ja eine der ältesten Quellen – durchaus von Leid, und auch von Glück und Freude und Leben. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6687
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