Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, wird Helmut Schmidt immer wieder gerne zitiert. Nüchtern denkenden Menschen ist alles verdächtig, was sich nicht glasklar beweisen und überprüfen lässt. Das gilt für menschliche Träume und Sehnsüchte, erst recht aber für Impulse die vermeintlich oder tatsächlich von Gott kommen sollen. Wie sollte denn so etwas auch überhaupt vor sich gehen?
Nun, die Bibel berichtet durchaus gelegentlich von Visionen. Standard oder gar Voraussetzung für Gottes Reden ist das allerdings nicht. Wir dürfen uns das Wirken Gottes nicht als etwas vorstellen, das neben oder außerhalb unserer Alltagsrealität geschieht. Vielmehr benutzt er die Dinge die in uns und mit uns geschehen.
Gott beeinflusst zum Beispiel mein Denken. Manchmal werde ich von einer neuen Einsicht überrascht, die nicht von mir stammt. „Es denkt in mir“, nenne ich diesen Vorgang. Natürlich kann das durchaus viele Ursachen haben, und ich will nicht alles gleich auf Gott zurückführen. Aber es gibt Gedanken, bei denen bin ich mir auch mit Abstand sehr sicher: diese Idee kommt von Gott.
Auch Gefühle spielen eine Rolle. Manchmal scheint eine Lösung naheliegend und logisch, und doch finde ich innerlich nicht zur Ruhe darüber. Irgendetwas habe ich übersehen, das Gott anders beurteilt. Irgendwas stimmt noch nicht. Und dann wieder kann es geschehen, dass ich mich zu einer Entscheidung durchringe – und auf einmal ist der Knoten geplatzt. Ja, so kann es gehen, so ist es in Ordnung.
Eine erste Orientierung findet man auf jeden Fall in der Bibel. Natürlich ist sie kein Nachschlagewerk, wo ich Antwort auf jede Frage finde. Aber sie erzählt, wie Gott früher gehandelt hat und nach welchen Maßstäben er Vorgänge bewertet. Ich erkenne daran, dass manche meiner Ideen einfach nicht von Gott sein können.
Freie bzw. versperrte Wege sind ein weiteres Kriterium für Gottes Führung. Eins fügt sich zum anderen, ohne dass ich viel dazutue. Die Tür steht offen, ich muss nur noch hindurchgehen. Für mich bedeutet das: Wenn etwas Gottes Weg mit mir ist, muss ich nichts manipulieren und nicht mit dem Kopf durch die Wand. Und ich muss auch nicht verzweifeln, wenn es anders kommt, als ich gehofft habe.
Manchmal gebraucht Gott auch andere Menschen. Sie sind seine Sprecher, ohne dass es ihnen überhaupt bewusst ist. Ein andermal bitte ich sie um ihre Bewertung meiner Vorstellungen und profitiere davon, dass Gott sie zu einem hilfreichen Rat befähigt.
Also, ich finde es gibt durchaus eine Menge Möglichkeiten, Gottes Führung zu erleben. Und ich finde es spannend, mich darauf einzulassen. Auch heute, an diesem Mittwoch
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