Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Es hat wohl nicht sein sollen“, sagte er nur, als ich ihn fragte, ob er die neue Stelle bekommen habe. Er wirkte durchaus gelassen. Dabei wusste ich, wie viel Hoffnung er in die Bewerbung gesetzt hatte. Ich hatte mitbekommen, wie intensiv er sich auf das Gespräch vorbereitet hatte, und auch wie euphorisch er anschließend über den guten Verlauf und die neue Aufgabe berichtet hatte. Und irgendwie hatte es dann noch nicht geklappt.
Wie bitte? „Es hat wohl nicht sein sollen“? Wer sollte denn da seine Hände im Spiel gehabt haben? Die Sterne? Irgendeine Vorsehung? Oder gar Gott? Sind unsere Alltagssorgen nicht viel zu banal, als dass sich Gott darum kümmern würde? Mischt sich Gott in unser Leben ein? Hat er eine Meinung zu dem, wie wir leben?
Vielleicht kennen Sie ja das „Vater-Unser“-Gebet. Dort heißt es: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Das bedeutet doch: Gott hat einen Willen, und er erwartet, dass wir ihn ernst nehmen. Für die Bibel ist durchgängig klar, dass Gott keine abstrakte Idee, sondern ein lebendiges Wesen, eine Person ist. Der Gott, den die Bibel beschreibt, betrachtet das Tun und Lassen der Menschheit nicht gelangweilt aus der Distanz heraus. Wir interessieren ihn, und er möchte uns helfen mit dem Leben zurecht zu kommen. Wenn er erwartet, dass wir seinen Willen tun und umsetzen, dann geht es nicht um Machtausübung, sondern um Lebenshilfe. Aus diesem Grund meldet er sich durchaus auch im persönlichen Leben zu Wort.
Wie soll man sich das vorstellen? Bestimmt Gott denn jedes Detail für uns voraus und ist alles nur Schicksal, an dem ich ohnehin nichts ändern kann? - Ganz sicher nicht! Die Tatsache, dass Gott meine Wege kennt, ist nicht damit gleich zu setzen, dass er sie auch im Detail vorherbestimmt. Als seine Ebenbilder sind wir frei und kreativ und sollen innerhalb der von ihm gesetzten ethischen Rahmenbedingungen verantwortlich handeln. Mensch sein heißt entscheiden zu müssen, und dazu gehört auch, dass ich Fehler mache. Aber gleichzeitig kann Gott sich auch jederzeit sehr konkret zu Wort zu melden. Die Bibel ist voll von derartigen Berichten. Und es gibt bis auf diesen Tag zahlreiche Menschen, die Ähnliches berichten können.
Vielleicht halten Sie Leute, die Gott so in ihre persönlichen Dinge einbeziehen, für Einfaltspinsel. Ich könnte mir aber genau so gut vorstellen, dass Sie selbst Situationen kennen, wo Sie Gottes Eingreifen hautnah erlebt oder zumindest erahnt haben. Situationen von denen Sie sagen, hier hat mich Gott bewahrt oder auch geführt. Ich jedenfalls möchte das gerne ausbauen und meine Augen und Ohren offen halten, damit ich es merke, wenn Gott sich zu erkennen gibt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6619
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