Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wir wollen das nicht! Diese vielen alten Leute mit Demenz. Mitten in unserer Stadt.“ Es hat mich richtig erschreckt, als ich das gehört habe. Ein Investor will ein großes Haus bauen, in dem Menschen, die an Demenz leiden, betreut wohnen sollen. Es gab so großen Widerstand dagegen, dass der Investor seinen Plan aufgegeben hat: Eltern mit Kindern wollten das Haus mit den Demenzkranken nicht. Vereine haben sich gewehrt. Sie fürchteten, dass Ihre Feste behindert werden. Und die Verwaltung konnte gegen den breiten Widerstand das Haus nicht durchsetzen. Das hat mich sehr erschreckt und lässt mir keine Ruhe.
Gut, vielleicht war das Haus zu groß geplant und man hat nicht rechtzeitig und offen informiert. Kann sein.
Trotzdem hat diese Nachricht viele Fragen bei mir ausgelöst, mich richtig alarmiert.
Wäre das überall so? Kann es sein, dass für Menschen, die an Demenz leiden, kein Platz mitten unter uns ist? Wo will ich sie haben? Draußen vor der Stadt? Immer mehr Familien haben demente Angehörige. Sagen die auch, kein Platz mehr in unserer Mitte? Wenn Sie und ich dement werden sollten, was werden sie mit uns machen? Werden sie lernen, uns in die Mitte zu nehmen? Ausgrenzen oder eingemeinden?
Bei anderen Kranken und Menschen mit Problemen geht es doch auch. In Kork. Oder in Stetten. Oder in Niefern bei Pforzheim. Da gibt es seit über 150 Jahren die „Niefernburg“, mitten im Ort. Eine Einrichtung der Diakonie, gegründet und geführt in christlichem Geist. Dort leben Jugendliche, die oft ganz schön schwierig sind, mitten im Ort. Man hat die „Niefernburg“ nicht an den Stadtrand ausgelagert. Und das ist so wichtig. Für beide Seiten: Für die Menschen in einer Einrichtung ist es gut, wenn sie wissen: Wir sind ein Teil vom Ganzen. Mit unseren Problemen. Und für die Normalen, Gesunden, ist es doch genauso wichtig. Es macht uns klar: Gesund sein und „normal“ sein, das ist nicht selbstverständlich. Krankheit und Probleme gehören zum Leben. Kranke Menschen und Menschen mit Schwierigkeiten, gehören dazu. Mitten hinein ins Leben. Das müssen wir akzeptieren, begreifen und praktizieren, immer wieder.
Jesus hat vorgemacht, wie das geht, vor 2000 Jahren schon. Damals mussten Menschen, die aussätzig waren, draußen vor der Stadt leben. Jesus ist zu ihnen gegangen und hat sie in die Mitte zurückgeholt. Nicht ausgrenzen, eingemeinden! https://www.kirche-im-swr.de/?m=6610
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