Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW


Was macht Geld mit Ihnen? Wie wirkt es auf ihre Stimmung, ihren Kopf, ihr Verhalten anderen Menschen gegenüber? Oder können sich von sich sagen Geld macht gar nichts mit mir?
Was Geld mit einem Menschen machen kann, erzählt Wilhelm Hauff im Märchen vom „kalten Herzen“. Das Märchen spielt im Schwarzwald. Genau dort wo der badische und schwäbische Teil aneinander grenzen. Soll heißen, jetzt wird’s interessant, für Badener und Schwaben:
Die Hauptperson im „kalten Herzen“ ist Peter Munk. Von Beruf Köhler. Ein armer Schlucker. Und das Geld macht was mit ihm. Das Geld, das die anderen haben und er nicht:
Es macht ihn neidisch. Geld, das andere haben, kann sich tief in die eigene Seele fressen. Zum Neid auf die anderen kommt allmählich Selbstverachtung. Peter Munk verachtet seinen Beruf und sich selbst in seiner Armut. Je kleiner Peter sich selbst macht, umso größer wird in ihm der Wunsch nach Geld. Wie im Märchen üblich, sein Schicksal wendet sich. Der Holländermichel, eine finstere mächtige Gestalt, macht den armen Peter Munk reich. Allerdings muss der für sein vieles Geld einen Preis bezahlen. Es kostet ihn sein Herz. Statt seines eigenen warmen Herzens bekommt er ein steinernes, kaltes Herz. Das kommt ihm zunächst vor wie eine Wohltat: Kein Mitgefühl belastet ihn mehr, keine Trauer, nicht einmal mehr Angst um sich selbst. Angenehm kühl ist ihm in der Brust. Aber er kann sich mit seinem kalten Herzen auch nicht mehr freuen. Alles wird ihm schal. Das viele Geld hat ihn kalt gemacht, herzlos und ohne Mitgefühl. Ein so kalter Rechner, dass er seine Frau erschlägt, weil sie einem Bettler was zu essen und trinken gibt. – Aber Peter Munk bekommt die Chance, dass es sich wieder zum Guten wendet mit seinem kalten Herzen. Nachts, in seinen Träumen fängt sein Gewissen an zu pochen. Schritt für Schritt begreift er, was das Geld und die Sehnsucht danach mit ihm gemacht haben. Und er wünscht sich ein wärmeres Herz zurück.
Am Ende lebt Peter Munk wieder als Köhler, aber jetzt mit sich im Reinen. Und mit seiner Frau, die wieder lebendig geworden ist. Er hat begriffen: „Es ist besser, zufrieden zu sein mit wenigem, als Gold und Güter haben und ein kaltes Herz.“
Geld macht etwas mit einem. Wenn man spürt, dass es einen kalt macht, ist Gefahr im Verzug. Und umkehren angesagt. Anfangen könnte das mit der schlichten Bitte: „Gib mir ein wieder ein warmes Herz.“ https://www.kirche-im-swr.de/?m=6608
weiterlesen...