Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Warum so einem ein Denkmal? Er ist schon 500 Jahre tot und eigentlich hat er nicht viel erreicht. Warum kriegt der ein Denkmal? Ich habe mich das gefragt, als ich an dem Denkmal für Fritz Joß in Untergrombach vorbei gekommen bin. Es ist erst 20 Jahre alt, dieser Fritz Joß aber hat vor ziemlich genau 500 Jahren gelebt. Ein Bauernführer war er, in Untergrombach bei Bruchsal geboren. Dreimal hat er versucht, die elende Lage der leibeigenen Bauern seiner Zeit zu verbessern. Er hat sie zum Aufstand gegen die hohen Herren geführt, die die Bauern damals ausgebeutet und in Unwissenheit und Elend gelassen haben. Aber jedes Mal ist sein Vorhaben schon im Vorfeld verraten worden. Fritz Joß kam zwar jedes Mal davon, aber viele seiner Anhänger, die für ihr Recht und das Auskommen ihrer Familien kämpfen wollten, sind umgekommen. Irgendwann verliert sich seine Spur, man weiß nicht, was am Ende aus ihm geworden ist. Eigentlich hat er nichts erreicht. Nur in den Geschichtsbüchern spielt er noch eine Rolle, als einer der Vorläufer des großen Bauernkriegs.
Warum setzt man so einem ein Denkmal? Kann man stolz sein auf einen wie Fritz Joß, der am Ende eigentlich nichts erreicht hat? Ich glaube schon. Denn: er hat sich nicht abgefunden. Er hat denen nicht geglaubt, die gesagt haben: die Bauern sind unten und die Herren sind oben und das ist so nach Gottes Willen. Er konnte selber lesen und schreiben und war ein bisschen in der Welt herum gekommen. Dabei hatte er begriffen, dass man auch anders über die Ordnung in der Welt denken kann. Dass es eben nicht Gottes Wille ist, dass die einen sich alles nehmen können und immer reicher und mächtiger werden – und die anderen sind zu schwach und zu ungebildet, um sich für ihr Recht und ihr Auskommen einzusetzen. Auf die Bibel hat er sich berufen: Gott steht auf der Seite der Armen und der Unterdrückten, hat er dort gefunden. Und das hat ihn bestärkt und ihm Kraft gegeben. Deshalb hat er es immer neu versucht und nicht aufgegeben.
Ich weiß, es ist gefährlich, mit der Bibel in der Hand in den Kampf zu ziehen. Oft ist Gott missbraucht worden, um andere zu bekämpfen und zu unterdrücken. Vor allem dann, wenn hohe Herren versucht haben oder heute noch versuchen, die Ordnung der Welt zu verteidigen, damit sie die Herren bleiben können.
Aber das andere ist auch wahr: immer wieder hat es Menschen Selbstbewusstsein und Kraft gegeben, dass sie wussten: Gott ist auf unserer Seite. Es ist nicht wahr, dass Gott nur zu denen hält, die stark und mächtig sind. Und deshalb ist es gut, dass Denkmäler wie das von Fritz Joß in Untergrombach genau daran erinnern.
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