Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wozu bin ich eigentlich da? Was würden Sie antworten auf diese Frage? Meine Kinder brauchen mich doch, manchmal mehr als ich geben kann an Kraft, an Geduld, an Liebe? Mein Mann braucht mich, meine Frau? Im Beruf werde ich gebraucht?
Es macht einen froh, wenn man so eine Antwort parat hat auf die Frage: wozu bin ich eigentlich da? Es gibt aber Situationen, da findet man die Antwort nicht so leicht. Dann fällt einem niemand ein, der einen wirklich braucht. Oder man denkt: mich kann man doch wirklich zu nichts brauchen, ich mache doch sowieso alles verkehrt. Wer so über sich denken muss, dem geht die Freude am Leben verloren. Wenn es Ihnen heute Morgen so geht, dann habe ich Ihnen etwas mitgebracht. Das Bekenntnis einer Frau, das mich sehr angerührt hat. Ich habe es neulich beim Blättern im Evangelischen Gesangbuch gefunden (EG S. 1183). Ich will es Ihnen vorlesen:
„Ich freue mich, denn ich werde gerufen. Da ist einer, der mich kennt. Da ist einer, der meinen Namen weiß. Da ist einer, der mich braucht. Ich freue mich, denn ich werde gerufen – anzufangen, aufzubrechen, loszugehen, immer der Stimme nach. Ich freue mich, denn ich werde gerufen – obwohl ich soviel falsch mache, obwohl ich doch oft Angst habe, obwohl meine Hände leer sind. Ich freue mich, denn ich werde gerufen – trotzdem! Immer wieder, jeden Tag. Ich will es wagen, denn ich werde gerufen – zu einer Aufgabe, zur Verantwortung, zum Leben. Ich werde gerufen auf meinen Weg zu dem, der mir einst den Namen gab, mit dem er mich jetzt ruft. (Dagmar Schoofs).
Dagmar, die das aufgeschrieben hat, erinnert sich an Gott, der seine Menschen ruft. Gott, der den Menschen eine Aufgabe und eine Verantwortung gibt. Manchmal ist es nicht so leicht, herauszufinden, was das denn konkret für mich ist. Manchmal sehe ich bei anderen, wie es bei denen aussieht und läuft und denke, so müsste es bei mir auch sein. Und dann bin ich traurig, weil ich das nicht kann, was die anderen können. Und übersehe dabei die Fähigkeiten und die Aufgabe, die ich habe. Dagmar erinnert daran, dass es besser ist darauf zu schauen, was ich kann als darauf was ich nicht kann
Gott ruft jeden und hat eine Aufgabe für ihn.
Aber mich ruft er nicht, ich kann jedenfalls nicht hören, sagen Sie jetzt vielleicht. Ich habe ihn – ehrlich gesagt – auch noch nicht gehört. Jedenfalls nicht so deutlich und laut, wie ich mir das manchmal wünsche. Aber ich habe zum Beispiel diese Worte im Gesangbuch gefunden. An so einem Tag, als ich keine Antwort wusste auf diese Frage: Wozu bin ich eigentlich da. Jetzt weiß ich sie wieder. Und eine Aufgabe habe ich auch gefunden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6584
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