Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn man Hoffnungen hat, lebt man leichter. Gegen eine Krankheit kann man kämpfen, eine berufliche Krise überwinden, mühsame Beratungen geduldig fortsetzen, wenn man weiß: wir haben ein Ziel, das ist gut und dafür lohnt es sich. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder an das Ziel zu erinnern. Und andere zu haben, die einem auch die Fortschritte zeigen und einen damit bestärken und stützen.
Denn manchmal werden die Hoffnungen, mit denen man etwas angefangen hat, von enttäuschenden Erfahrungen regelrecht zernagt und zerfressen. Es gibt immer neue Widerstände, es geht so unendlich langsam voran, es gibt Fehlschläge, die anderen ziehen nicht so mit, wie man sich das vorgestellt hat. Irgendwann fängt man an, an dem Ziel zu zweifeln. War es vielleicht nur ein Irrtum? Ein rosaroter Traum, aber die Wirklichkeit ist anders, man sieht ja, wie mühsam die ist.
Einer Frau, ist es anscheinend gelungen ist, an ihren Hoffnungen festzuhalten. Das ist Maria, die Mutter von Jesus. Dass Gott eine neue Welt schaffen würde, in der jeder gern gesehen ist und alle gleichermaßen leben können, das hatte Maria anscheinend gehofft. Und geglaubt, dass Gott mit ihr großes vorhat für diese neue Welt. Ihr Sohn würde den Menschen den Weg zeigen zu dieser anderen Welt.
Maria war hochgestimmt von dieser Ankündigung, fröhlich, mutig erwartete sie diesen besonderen Sohn. Aber dann kamen die Erfahrungen. In einem Stall musste sie ihn zur Welt bringen, später war er umstritten mit seinen Reden von der besseren Welt Gottes, zu ihr und ihren Mahnungen und Erwartungen war er schroff und abweisend. Und schließlich wurde er als Aufrührer hingerichtet. Das sah nicht nach neuer Welt aus, viel eher nach grauer, deprimierender Realität. Aber Maria hielt an ihren Hoffnungen fest. Nach Jesu Tod war sie bei den ersten Christen, die begriffen hatten: Wenn sich die Welt verändern soll, dann müssen wir uns verändern. Anders miteinander umgehen als bisher. Und tun, was wir können, damit die Welt sich ändert.
Wie hat sie das geschafft? Zwei Dinge scheinen mir wichtig nach dem wenigen, was man von ihr weiß. Sie hat immer Menschen um sich gehabt, Menschen bewusst gesucht, die mit ihr gehofft haben. Die Hoffnung zu bewahren, ist für eine allein manchmal zu schwer. Und: Maria hat sich immer wieder bewusst an das erinnert, was die Hoffnung bestärkt hat. „Sie behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ (Lk 2, 19) heißt es in der Geschichte von der Geburt ihres besonderen Sohnes Jesus. Sich sehr bewusst immer wieder an das erinnern, was einen bestärkt – das hält die Hoffnung lebendig.

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