Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich glaube, dass es auch vielen anderen Menschen so geht. Da verzeichnet der Unternehmer ein Auftragsplus von vier Prozent gegenüber dem Vormonat - aber was ist das schon, wenn die Aufträge zuvor um 30 Prozent eingebrochen sind. Da sagt die Ehefrau: „Gestern habe ich mit meinem Mann einen richtig schönen Abend verbracht - aber was ist das schon angesichts der vielen Streitereien und Spannungen, die wir sonst haben“. Und der Alkoholiker sagt: „Da habe ich es einen Tag lang geschafft, nichts zu trinken, aber was ist das schon gegenüber der Wochen, in denen es mir nicht gelingt“.

„Was ist das schon?“ die Antwort auf diese Frage lautet für Viele: Das „ist zu wenig, das ist bei weitem nicht genug, das reicht nicht, eigentlich ist das gar nichts“.

Von Jesus kerne ich allerdings, dass man das auch anders sehen kann.
Auch sein Jünger sind einmal in einer ziemlich ausweglosen Lage gewesen. Da kommt eine riesige Menschenmenge – 5000 Männer dazu Frauen und Kinder – um Jesus zuzuhören. Es wird Abend, die Menschen bekommen Hunger, und es stellt sich die Frage: „Wie bekommen wir die alle satt?“ Einer der Jünger, er heißt Andreas, entdeckt ein Kind, das hat fünf Brote und zwei Fische in einem Leinenbeutel. Er freut sich, dass er etwas aufgetrieben hat und meldet es Jesus. Aber gleich danach sagt er enttäuscht: „Aber was ist das schon für so viele?“ (Johannes 6,9). Die Antwort kann sich jeder, der dabei steht, selbst geben: „Eigentlich ist das gar nichts, ein Tropfen auf den heißen Stein“.

Interessant, wie Jesus auf diesen enttäuschten Satz reagiert. Er schüttelt nicht abfällig den Kopf, sondern er nimmt diese fünf Brote und zwei Fische, dieses Viel-zu-wenig und fängt an, es an die hungrigen Menschen auszuteilen.

Ich denke, diese Geschichte aus der Bibel lädt Menschen dazu ein, das Gute in ihrem Leben nicht gering zu achten. Auch wenn es sich nur um einen Funken handelt, der angesichts einer großen Finsternis verschwindend klein wirkt; auch wenn die innere Stimme sagt, dass dieser Funke eigentlich gar nichts ist: Dieser Funke ist da. Es ist gut, dass es ihn gibt, und es wäre schade, wenn es ihn nicht gäbe. In Gottes Augen ist das Wenige nicht nichts.

Vielleicht ist es sogar ein Anfang, aus dem mit Gottes Hilfe etwas Großes entstehen kann. Die Geschichte aus der Bibel geht jedenfalls so aus: Jesus beginnt die Brote und Fische an die Menschen auszuteilen. Und ich habe keine Ahnung wie er das gemacht hat oder was da passiert ist. Aber wie durch ein Wunder werden alle satt. Was ist das schon? Ich finde, das ist wirklich etwas.
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