Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die waren einfach zu verschieden – das konnte ja nicht gut gehen. Das höre ich manchmal, wenn eine Ehe gescheitert ist oder wenn irgendwo ein Team nicht mehr miteinander kann. Menschen haben an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet, im Büro, auf der Baustelle oder im Verein – und irgendwann geht es nicht mehr. Am Ende wird nicht viel aus den gemeinsamen Plänen und alle sind enttäuscht.
In der Bibel finde ich Beispiele dafür, dass es doch geht, auch wenn Menschen sehr verschieden sind. Am Ende können sie vielleicht nicht miteinander leben – aber dass muss man ja meistens auch nicht. Aber für andere einander da sein und eine Menge erreichen, das kriegen sie hin. Und gerade weil sie so verschieden sind, kommt was Gutes dabei heraus.
Ich denke an Petrus und Paulus. Die beiden Männer, die die ersten christlichen Gemeinden gegründet und betreut haben. Eigentlich war klar, dass das nicht gehen konnte mit den beiden: Petrus ein Fischer spontan, schnell begeistert, aufbrausend, mutig, aber irgendwie festgelegt durch das wenige, was er gelernt hatte. Oder umgekehrt, gerade deshalb offen für neues? Paulus dagegen ein besonnener Gelehrter, einer der zu allem auch immer eine andere Möglichkeit kannte – vielleicht bestand er gerade deshalb darauf, dass er mit seiner Meinung im Recht war. Manche brauchen einen festen Standpunkt, wenn es viele Möglichkeiten gibt.
Wenn ich über die beiden Männer nachdenke, merke ich: In jedem von beiden steckt viel mehr, als sie zeigen und verwirklichen können. In mir wahrscheinlich auch und bei dem Mitarbeiter, mit dem ich es schwer habe, erst recht. Und wenn ich Petrus und Paulus bedenke, dann sehe ich: immer wieder hat Gott selbst ihnen den Horizont erweitert. Und sie haben begriffen: Gott braucht mich so, wie ich bin. Und den anderen auch. Und zusammen können wir mehr als jeder allein.
Manches hätte der eine einfach nicht gesehen ohne den anderen. Erst die Anregung, auch die Kritik eines anderen hilft einem, die eigenen Möglichkeiten zu erweitern und auszuschöpfen.
Petrus und Paulus haben heftig streiten müssen, bis sie gelernt haben, das zu akzeptieren. Es war mühsam, bis sie anerkennen konnten, dass der andere seine Aufgabe auch gut macht, obwohl er sie ganz anders macht. Geholfen hat ihnen dabei, dass sie ihre Aufgabenbereiche genau voneinander abgegrenzt haben. Und das war für keinen von beiden eine Niederlage. Im Gegenteil. Erst dann konnten sie in Frieden zusammenarbeiten und am gemeinsamen Projekt unglaublich viel erreichen. Obwohl sie doch ganz verschiedene Typen waren.
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