Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Woran kann man erkennen, was wahr ist? Welche Religion zum Beispiel, welcher Glaube wahr ist. Jesus hat gesagt: „Die Wahrheit macht frei.“ (Joh 8, 32) Ich finde das ist ein sehr einleuchtendes Zeichen dafür, ob etwas wahr ist: Dass es frei macht.
Denn: wo man lügen muss, da ist man nicht frei. Wer lügen muss, um leben zu können, der ist nicht frei. Den zwingt irgendetwas zu lügen (oder irgendjemand). Niemand lügt freiwillig. In einem Land, in dem man die Wahrheit nicht sagen darf über die Verhältnisse, die dort herrschen, ist man nicht frei. Wenn man lügen muss, um nicht erwischt zu werden, dann hat man vor irgendetwas Angst. Dann ist man nicht frei. Wenn ich lügen muss, damit niemand merkt, was mit mir los ist, dann bin ich nicht frei. Aber wenn ich die Wahrheit sagen kann ohne Angst: dann bin ich frei. Dann muss ich mich nicht länger verstecken und verstellen. Dann kann ich aufatmen. Dann kann ich befreit leben.
Die Wahrheit macht einen frei. Das gilt auch für den Glauben. Wenn mein Glaube mich frei macht – dann ist er wahr. So jedenfalls verstehe ich Jesus. Und das leuchtet mir ein.
Ich finde, daran kann man seinen Glauben überprüfen. „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“ Das ist das erste Gebot für Juden und Christen. Und ich finde: das macht frei. Niemand außer Gott kann beanspruchen, dass er absolut im Recht ist. Niemand kann von mir verlangen, dass ich ihm bedingungslos gehorche. Und wenn ich frei bleiben will, dann sollte ich ab und zu mal überprüfen, wer oder was denn Macht über mich hat. Wofür wäre ich bereit, jedes Opfer zu bringen? Für den Erfolg vielleicht, im Beruf oder im Sport?
Die Doping-Fälle um Beispiel, die jetzt wieder Schlagzeilen machen: da belügen Sportler und ihre Trainer und Ärzte die Öffentlichkeit. Und manche belügen sogar sich selber. Glauben am Ende selber, dass sie die besten sind. Dabei sind sie bloß die, die am geschicktesten lügen können und betrügen. Und sind die, die am meisten Angst haben müssen, dass jemand drauf kommt. Frei sind sie nicht. Der Erfolgs-Gott, dem sie sich ausliefern, hält sie mit eisernem Griff.
Dagegen steht das erste Gebot, das Fragen stellt: Was habe ich zu meinem Gott gemacht, dem ich kritiklos überallhin folgen würde? Das erste Gebot deckt die Wahrheit auf, finde ich. Denn es zeigt, wo Freiheit fehlt. Und es kann einen frei machen.
Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben. Du brauchst aber auch keine anderen. Wer das glaubt, der ist frei von den anderen Göttern. Solcher Glaube macht frei. Und was frei macht, ist die Wahrheit.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6302
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