Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen...
Als der Apostel Paulus vor rund 2000 Jahren seinen Fuß zum erstenmal auf europäischen Boden setzte, traf er in Nordgriechenland auf eine Gruppe von Frauen. Eine dieser Frauen hieß Lydia. Sie war Purpurhändlerin. Also Geschäftsfrau.
Paulus unterhält sich mit den Frauen. Erzählt von Jesus. Und am Ende lässt sich Lydia mit ihrem ganzen Haus oder Gefolge taufen.
Das ging aber flott damals, war mein erster Gedanke. Doch bei genauerem Hinsehen wird mir klar: Dieser Erfolg geht nicht allein auf das Konto des Paulus und seiner Überzeugungskraft oder Redegewandtheit. Ein kleiner Nebensatz im Bibeltext, der diese Geschichte erzählt, läßt mich aufhorchen. Da steht: „und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie aufmerksam den Worten des Paulus lauschte“ (Apg 16,14).
…und der Herr öffnete ihr das Herz…das ist die Voraussetzung. Ein offenes, (vielleicht auch) ein „hörendes“ Herz. Diese Lydia hat etwas auf einer ganz anderen Ebene angerührt. Sie hat sich geöffnet…oder etwas öffnete sich in ihr …Sie wurde empfänglich für das, was Paulus zu sagen hatte. So dass sie diese Botschaft von Leben, Tod und Auferstehung Jesu in ihrem Innersten erreichen kann.
Und sie entscheidet sich, dass sie zur Gemeinschaft derer gehören will, die das auch glauben. Sie lässt sich taufen und bittet Paulus und sein Gefolge, doch ihr Gast zu sein.
Der Herr öffnete ihr das Herz... Wie das wohl geht? Sicherlich nicht mit der Brechstange. Vermutlich rein rational nicht erklärbar. Für mich eine Ahnung von leiser innerer Stimme. Etwas, das ins Schwingen kommt. Ein Gefühl von, da ist was dran, das spricht mich unausweichlich an und stößt auf innere Resonanz.
Mich berührt dieses Bild, die Vorstellung, dass mir etwas oder jemand das Herz öffnet. Es macht mich zwar verwundbarer. Aber es lässt mich vielleicht auch tiefer, intensiver leben, besser hören, mit anderen Augen sehen. Weil eine andere Dimension mitschwingt, weil das „Ohr meines Herzens nicht zu täuschen ist.
In der Vorstellung der Orientalen ist das Herz der Sitz von Vernunft und Verstand. Denn da werden die eigentlichen Entscheidungen getroffen.
Ich frage mich, was es braucht, um gut mit dem Herzen hören zu können. Vermutlich viel Stille, gut bei sich sein, sich den Menschen und der Welt unvoreingenommen zuwenden können. Und nicht zuletzt: mit Liebe...
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6288
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