Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen...
Im christlichen Kalender steht heute das Fest Mariä Heimsuchung.
Heimsuchung…ein eigentümliches, altmodisch klingendes Wort…
Wenn wir es heute überhaupt benützen, dann eher im negativen Kontext.…ein Unwetter sucht uns zum Beispiel heim.
Heimsuchung. Mir gefällt dieses Wort. Es ist zusammengesetzt aus Heim und suchen. Da ist Bewegung drin und ein Ziel. Der Wunsch, einen Ort zu finden an dem ich mich daheim, angenommen, geborgen fühle.
Mit Blick auf die biblische Geschichte an die das Fest erinnert, erscheint er mir sehr passend: Das junge Mädchen aus Nazareth, Maria, hat eben erfahren, dass es ein Kind bekommen soll. Vermutlich ist sie ziemlich durch den Wind. Sie hat ja gesagt zu etwas von dem Sie nicht weiß, wie das gehen soll…wie sie das irgendjemand erklären soll. Was die Leute wohl sagen, die Eltern, Joseph …?
zu dem Abenteuer auf das sie sich da eingelassen hat…In dieser Situation beschließt Sie nicht ruhig abzuwarten. Sie macht sich auf den Weg, geht über Berg und Tal… vermutlich innerlich wie äußerlich…und hat ein Ziel. Sie will zu Elisabeth. Einer älteren Verwandten, vermutlich Vertrauten. Sie hat erfahren, dass Elisabeth, obwohl keiner mehr daran geglaubt hat, auch schwanger sei. Die müsste sie doch verstehen. Deshalb sucht sie sie heim…sucht sie auf, da wo sie zu Hause ist. Findet sie und wird erkannt/verstanden in dem wer sie ist, was sie zuinnerst umtreibt. Eine echte Begegnung ist möglich. Nähe, Freude, Verbundenheit spürbar. Die beiden Frauen sind beieinander daheim.
Daheim sein können bei jemand, wirklich daheim ist für mich etwas vom Kostbarsten, was das Leben zu bieten hat.
Hans Walhof, ein Dichter beschreibt das in seinem Text „Vom Geschenk der Freundschaft“:

Mit den Gaben des Herzens kaufen wir uns aus der Vergänglichkeit der Tage frei und sichern uns bereits in der zerbrechlichen Zeitlichkeit einen ewigen Besitz. Das Verschwenden an ein Du wird zur großen Ernte in und über der Zeit.
Was die Tage reich macht, sind die Kräfte des Herzens, die Offenbarungen einer Freundschaft.
Ein Du zu wissen, um das einer kreisen, in das einer einziehen kann, gibt der Zeit einzigen Sinn,
wobei dieses Du sich auf Gott oder auf einen Menschen beziehen kann.
Dieses Du füllt die Zeit auf und aus.
Das ist es eben, dass Freundschaft über die Zeitlichkeit hinausgreift und das Endlose und das Zeitlose einzufangen versteht.
Wer bei einem anderen zu Hause ist und ihm selbst ein Daheim bieten kann, lebt doppelt. Hans Walhof /i>

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6286
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