Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen (heute am Fest Peter und Paul)
Auf den ersten Blick sind sie ein recht ungleiches Paar, die Apostel Petrus und Paulus. Petrus ist Jesus von Nazaret von seinem Fischerboot weg, ohne lange zu zögern, nachgefolgt. Paulus verfolgt die Anhänger Jesu zunächst bis eine Christusbegegnung ihn radikal verändert und zu einem leidenschaftlichen Verkünder des Evangeliums macht.
Und doch haben beide bei all ihrer Verschiedenheit so einiges gemeinsam, jener einfache Fischer vom See Genezareth und der gebildete Schriftgelehrte aus Kleinasien. Beide werden in besondere Positionen berufen. Paulus, der die Sache Jesu mit dem Schwert verfolgt, wird zum großen Völkerapostel. Petrus wird, obwohl er Jesus im entscheidenden Moment verleugnet, zum Fels auf den die Kirche erbaut werden soll.
Beide waren früh bereit, den Blick über den Tellerrand der Landes- und Religionsgrenzen hinauszuwagen. Wer weiß, ob uns Germanen die Botschaft Jesu erreicht hätte, wenn Paulus nicht europäischen Boden betreten hätte, um dort zu missionieren.
Doch bevor es dazu kam, mussten Petrus und Paulus einen großen Konflikt austragen.
Um was ging es?
In den jungen Gemeinden wurde gestritten, ob Menschen, die Christen werden wollen, zunächst den jüdischen Glauben annehmen und beschnitten werden müssten. Man berief eine Versammlung ein, das sogenannte Apostelkonzil.
Dort wurde um eine Lösung gerungen. Dass es dabei heiß herging, beschreibt Paulus in einem seiner Briefe.
Dort heißt es: „Als Petrus kam, bin ich ihm offen entgegen getreten, denn er setzte sich ins Unrecht“. Petrus seinerseits zieht sich nicht schmollend zurück, sondern zusammen mit den anderen ringen beide um eine Lösung, die folgendermaßen ausfällt: Jeder kann ohne Umwege Christ werden. Eine unerwartete Lösung mit weitreichenden Folgen.
Heute, am Fest Peter und Paul, wünsche ich mir etwas von diesem Mut, Probleme und offene Fragen konstruktiv anzugehen und eine gute Streitkultur zu pflegen.
Den Kirchen wünsche ich, dass sie sich anstecken lassen von diesen beiden Männern der ersten Stunde. Dass auch heute Grenzen überschritten werden, die nicht gottgewollt - sondern von Menschen errichtet sind .

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6283
weiterlesen...