Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen...
Heute ist der Gedenktag des Hl. Irenäus von Lyon. Nicht gerade aufregend, denken Sie vielleicht. Aber mir bedeutet dieser Lehrer der frühen Kirche viel. Von ihm stammt der Satz: „La gloire de Dieu c’est l´homme vivant“ …der Ruhm, die höchste Ehre Gottes ist der lebendige Mensch. Dieser Satz begleitet mich seit meiner Studienzeit. Er ermutigt mich dazu, immer wieder dem nachzugehen, was es heißt, ein lebendiger Mensch zu sein. Und er ist fast so etwas wie ein Merksatz für mich geworden: Denk dran, es geht darum lebendig zu sein. Wirklich zu leben. Mit Höhen und Tiefen. Traurig und froh. Nicht in Saus und Braus…aber mit wachen Sinnen und einem Gespür, für das was ist…und was wesentlich ist. Auf gut schwäbisch: läbig nicht halbläbig. Nicht auf Sparflamme sondern mit Hingabe an die Aufgaben, die das Leben mir stellt. Nicht gefühllos, sondern mit einem Gespür für mich selbst, meine Freude und Traurigkeit und die der anderen.
Die höchste Ehre Gottes ist der lebendige Mensch…das heißt für mich auch: So will Gott den Menschen. Letzlich weil er selbst ein Gott des Lebens ist. Oder wie es im Johannesevangelium so schön auf den Punkt gebracht ist:
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10).
Der Satz des Irenäus hat noch einen zweiten Teil, den ich nicht unterschlagen möchte: …“et la gloire de l´homme…c´ est la vision de Dieu…und die höchste Ehre des Menschen ist es, Gott zu schauen.“
Und wie geht das? Irenäus schlägt vor: Geh mit wachen Sinnen durchs Leben. Hab ein Auge für die kleinen, scheinbar unscheinbaren Dinge…
Die Wunder, der Natur, dass etwas wächst und gedeiht ohne, dass wir die Hand im Spiel haben. Nimm wahr, dass dir ein Lächeln geschenkt wird einfach so, Begegnung möglich ist, die nicht geplant war…all das sind für mich Spuren von Gott, und seinem Übermaß an Leben und Liebe.
Mir ist bewusst, dass das nicht immer leicht ist. Dass es Tage und Zeiten gibt, in denen ich nicht auf Empfang bin. Dennoch mag ich diese Sätze des Irenäus nicht aus den Augen verlieren. Weil sie mich ermutigen, das Staunen nicht zu verlernen. Und mich daran erinnern ein lebendiger Mensch zu sein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6282
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