SWR1 3vor8

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Es sich gut gehen zu lassen, ist eigentlich keine Kunst. Neulich habe ich gelesen, was dafür wichtig ist. Man darf sich erstens nicht in Kleinigkeiten verheddern. Man sollte sich zweitens Zeit nehmen für die Menschen, die einem wichtig sind. Drittens muss man sich klar machen, dass man nicht zu wenig Zeit hat, sondern dass man zu viel Zeit einfach nicht nutzt für die wirklich schönen Dinge im Leben. Viertens sollte man immer in Ruhe essen. Dann würde man sicher fünftens spüren, wie schön das Leben ist.
Leider ist das nicht so einfach, wie es klingt. Das hat schon Jesus gewusst. Und deshalb eine Geschichte erzählt von Leuten, die das alles falsch gemacht haben. Sie waren eingeladen zu einem Fest. „Kommt, es ist alles für euch bereit!“ hatte der Gastgeber ihnen ausrichten lassen. Aber sie waren in ihre Aufgaben und Pflichten verheddert. Sie konnten sich nicht „freimachen“, wie es so schön heißt. Sie konnten ihre Projekte nicht so organisieren, dass freie Zeit blieb für das, was schön ist. Oder sie konnten ihren Kopf nicht freikriegen von dem, was sie noch erledigen mussten. Also haben sie verpasst, was schön gewesen wäre. Einer sprach von seiner Frau: „Wissen Sie, ich kann doch meine Frau nicht allein lassen“. Das finde ich ja eigentlich löblich. Aber ich kenne viele, die sagen das und meinen eigentlich was ganz anderes, nämlich: „Wissen Sie: ich bleibe lieber daheim. Ein Abend am Fernseher ist bequemer als ein Fest, bei dem ich nicht weiß, ob es nett wird.“ Mir geht das auch manchmal so. Und manchmal beklage ich mich, wie langweilig solche Abende sind.
Die Leute in der Geschichte, die Jesus erzählt hat, machen deshalb auch das dritte falsch. Sie nutzen ihre Zeit nicht für diese Einladung zum Leben. Ich vermute, sie wollen es wirklich nur bequem haben und verwechseln bequem mit gut. Auch die vierte Regel nehmen sie nicht ernst: Sie nehmen sich nicht die Zeit, in Ruhe zu essen und zu trinken. Und deshalb können sie dann auch fünftens nicht spüren, wie gut es ihnen geht. Es ist doch alles da! Es ist alles bereit für sie. Aber sie haben zuviel anderes im Kopf. Schade.
Heute wird in den evangelischen Gottesdiensten an diese Geschichte erinnert. Jesus hat sie von Gott erzählt. Der lädt die Menschen zum Leben ein. Zum Leben in der guten Welt Gottes. Genauer: Gott lädt uns ein. Sie und mich. Es ist alles da. Es ist alles bereit. Und es sich gut gehen zu lassen, ist eigentlich keine Kunst. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6257
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