Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wir sind alle nicht perfekt. Das weiß doch jeder, sagen Sie? Aber: Warum leiden dann so viele darunter, dass sie nicht perfekt sind? Und mehr noch, warum arbeiten so viele Menschen daran, dass sie ein perfektes Ideal erreichen, das sie sich entweder selbst setzen. Oder übernehmen: von scheinbar makellosen Frauen und Männern in Werbespots und Filmen. Oder aufgedrückt bekommen von Idealen, dass Menschen perfekt funktionieren müssen.
Viele arbeiten an solchen Idealen mit allen Mitteln. Und stehen dabei unter großem Druck. Einige Beispiele dafür,
was ich meine: Harmlosere und problematische
Erstes Beispiel: Gibt es eigentlich noch Kinder zwischen 10 und 14, Mädchen vor allem, ohne Zahnspange? Zähne müssen heute anscheinend perfekt gemacht werden. Schiefe oder sogar nur leicht auf Lücke stehende Zähne werden als Wettbewerbsnachteil betrachtet.
Oder und diese Beispiele sind nicht mehr harmlos: Warum hungern sich viele hin auf körperliche Idealmaße?
Manche bis zur Krankheit. Oder: Warum gibt es zunehmend auch bei uns so etwas wie Prüfungsdoping mit Medikamenten? Oder noch ein Beispiel: Es kommen weniger behinderte Kinder auf die Welt. Weil nach vor geburtlichen Diagnosen mehr Schwangerschaften abgebrochen werden. Bedeutet das nicht in der Konsequenz: Was nicht perfekt ist, gerät leicht in die Schusslinie, weil wir uns immer mehr an perfekten Idealen messen?
Ich finde aber, es ist doch gerade menschlich, dass wir nicht perfekt sind. Dass ich mich trotzdem mag, obwohl ich nicht perfekt bin. Oder vielleicht sogar, weil ich nicht perfekt bin. Und dass wir leben dürfen, auch wenn wir nicht perfekt sind.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich finde es wichtig, dass wir Menschen versuchen, uns zu verbessern.
Dass wir uns anstrengen, unsere von Gott gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Nichts gegen Training von Körper, Geist und Seele. Wir dürfen besser werden: Schneller, klüger, menschlicher, liebevoller. Aber verbessern heißt nicht perfekt werden. Vorsicht vor perfekten Idealen. Sie machen auf die Dauer nur unglücklich. Unmenschlich.
Was hilft dagegen, wenn wir uns mit perfekten Idealen tyrannisieren? Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man
sich annimmt, wie man ist. Als Christ weiß ich, Sie und ich wir sind geliebt. So wie wir sind. Ich muss nicht perfekt sein und Sie auch nicht, um von Gott geliebt zu werden. Wir können uns vielleicht verbessern, aber dass wir
perfekt werden wollen, das möge Gott verhüten. Wir sind alle nicht perfekt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6225
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