SWR2 Wort zum Tag

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Laos, im Jahr 2004. Ich erlebe die erste Ausgangssperre meines Lebens. Um 22 Uhr müssen wir im Hotel sein. Grund: In Laos findet die Asean Konferenz statt. Extra für die Konferenz hat man eine große Straße vom Flughafen zum Tagungsort asphaltiert, der Rest von Laos versinkt weiterhin im gewohnten Staub oder Schlamm. Ich tobe in meinem Hotelzimmer. Was ist das für ein korrupter Staat, der seine Menschen einfach einsperrt. In unserer Demokratie wäre das so nie möglich. Nun, wenige Monate später kam der US-Präsident Bush nach Mainz und ich merkte, was bei uns alles möglich ist. Die Menschen in Baden - Baden haben es anlässlich des Nato-Gipfels in diesem Jahr erfahren. Es ist z.B. möglich, Menschen aus Sicherheitsgründen zu verbieten, ans Fenster ihrer eigenen Wohnung zu treten. Jetzt bin ich sensibler gegenüber Versuchen, die Würde von Menschen anzutasten - überall auf der Welt. Und ich trage meine westeuropäische Nase weniger hoch. Was in Laos geschieht, das betrifft auch mich, und umgekehrt. Es gibt eine Globalisierung der Menschenwürde. Und, Gott sei´s geklagt, eine globalisierte Verletzung der Menschenwürde. Das kann mich als evangelischen Christenmenschen nicht gleichgültig lassen. Denn es geht um ein hohes Gut unseres Glaubens und unserer Tradition: Es geht um Freiheit. Martin Luther hat für diese Freiheit Kopf und Kragen riskiert, die Hugenotten und die evangelischen Österreicher haben dafür ihre Heimat aufgegeben, weil sie lieber frei und arm glauben als unterdrückt im Wohlstand leben wollten. Beides hängt zusammen: die Freiheit und die Würde eines Menschen. Am Tag des Busch-Besuchs in Mainz bin ich deshalb ganz bewusst nach Bonn gefahren. Eine symbolische Fahrt, denn in Bonn wurde vor 60 Jahren unser Grundgesetz beschlossen, nach Artikel 1 des Grundgesetzes ist die Würde des Menschen unantastbar. Die Väter und Mütter des Grundgesetzes fühlten sich dem christlichen Erbe verpflichtet, und Horst Köhler hat anlässlich des 60. Geburtstags des Grundgesetzes dessen christliches Fundament und die damit verknüpfte Würde des Menschen bewusst betont. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und seine Freiheit. Es ist kaum 20 Jahre her, dass die Menschen im Osten Deutschlands über dieses Menschenrecht wieder verfügen können. Viel zu vielen Menschen bleibt es bis heute verwehrt. Doch Menschen gehören Gott und keinem Staat. Das ist ihre Würde und ihre Freiheit. Eine Würde und eine Freiheit, die jedem Menschen gebührt, hier in Deutschland, in Laos und überall auf der Welt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6174
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