Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, sagen die Fußballtrainer und meinen damit: man darf sich nicht zur Ruhe setzen nach einer Entscheidung. Man muss am Ball bleiben, sonst gibt es keinen Erfolg. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Und was ist nach der Wahl? Sind jetzt wieder die Politiker dran?
Ich finde eigentlich, das ist zu wenig. Denn nach der Wahl kommt der Alltag. Da wird es ernst, denn da soll etwas aus dem werden, was die Politiker versprochen haben: Solidari-tät mit den Schwachen, mehr Chancen für die Jugend, mehr Lebensqualität in unserer Stadt. Ich glaube, da darf man die Politiker nicht allein lassen – sonst kann daraus näm-lich nichts werden. Ich denke an den Apostel Paulus, der den ersten Christen gesagt hat: Eine Gemeinschaft kann nur funktionieren, wenn alle sich einbringen und ihren Teil bei-tragen. Er hat die Gemeinde der Christen mit einem Leib verglichen und gesagt: Es gibt viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich (1. Kor 12, 20-22)
Ich meine, dass das nicht bloß für Christen gilt. Das gilt für jeden Körper und für jede Körperschaft, für jede Gemeinde, jede Stadt, jedes Land. Nur wenn jeder an seinem Platz sein Teil beiträgt, kann es allen zusammen gut gehen. Denn wenn es an einer Stelle nicht gut geht – dann schadet das mit der Zeit dem ganzen Körper. Und es tut allen weh.
Also nicht bloß einmal im Jahr ein paar Kreuzchen machen und dann abwarten, was die da oben auf die Reihe kriegen für uns. Ich denke an den Baggerführer, der jahrelang die Fußballmannschaft seines Sohnes trainiert hat. Das tat dem Vater-Sohn-Verhältnis gut – und den vielen anderen Jungs, die da gelernt haben, aufeinander zu achten und mitein-ander zu spielen statt gegeneinander, für die war das auch gut.
Und ich? Ich habe mir vorgenommen, genauer darauf zu achten, für was ich mein Geld ausgebe. Bei der Milch zum Beispiel und dem Joghurt: nicht die ganz billigen von der Dis-countermarke zu kaufen. Sondern die anderen, die ein bisschen teurer sind. Aber ich hof-fe, dass die Milchbauern von dem Preis dann ein bisschen mehr kriegen. Die Händler sol-len wissen, dass mir das wichtig ist. Ich glaube, wir Konsumenten könnten da eine Menge tun mit unserem Geld. Eigentum verpflichtet. Ich will versuchen, mit diesem Satz aus unserem Grundgesetz ernst zu machen. Denn: nach der Wahl kommt der Alltag und dann wird es ernst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6155
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