Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute wird gewählt: Gemeinde- und Stadträte und die Abgeordneten fürs Europäische Parlament. Dass man Kommunalpolitiker braucht, die sich um die Lebensqualität in der Stadt, um Schulen und Kindergärten, um Krankenhäuser und Straßenbau kümmern, das leuchtet jedem ein. Aber Europa? Da ärgern sich viele, weil gar nicht mehr hier bei uns entschieden wird, was in unserem Land gelten soll, sondern weit weg in Brüssel oder Straßburg.
Aber gerade deshalb ist es wichtig, auch an dieser Wahl teilzunehmen, finde ich. Damit bei uns und überall in Europa Gesetze gelten und Regelungen getroffen werden, mit de-nen wir gut leben können. Dass zum Beispiel nicht nur die Starken sich durchsetzen: die starken Unternehmen, die starken Nationen, die leistungsfähigen Bürger – und die, die wenig oder keine Chancen hatten, stark zu werden, die kriegen kein Bein auf den Boden und gehen unter. Es darf auch in Europa nicht gelten: jeder ist sich selbst der Nächste und wer da nicht mitkommt, der muss halt sehen, wo er bleibt. Das würde uns am Ende allen schaden.
Solidarität mit den Schwachen soll dieses Europa prägen, damit irgendwann niemand mehr mit Gewalt versuchen muss, sich durchzusetzen. Solche Solidarität mit den Schwa-chen, das hat Europa vom Christentum gelernt. Von Jesus Christus, der gezeigt hat, dass jeder Mensch eine Würde hat, und dass es nicht sein kann, dass zum Beispiel Flüchtlinge oder Migranten wie Untermenschen behandelt und zu Sklaven gemacht werden.
Europa ist in vielem vom Christentum geprägt. Die Suche nach sozialer Gerechtigkeit ist so ein Erbe, der Respekt vor der Gewissensentscheidung eines jeden Menschen und zum Beispiel auch die allgemeine Schulpflicht.
Nun sind inzwischen längst nicht mehr alle Bürger Europas Christen. Und genau das ist auch so ein Erbe des Christentums, dass wir gelernt haben und noch besser lernen müs-sen, miteinander und nebeneinander zu leben, auch mit denen, die anders denken und anders glauben als wir Christen.
Trotzdem möchte ich, dass die Traditionen und Werte bleiben, die das Christentum ge-bracht hat und dass sie unsere Gesellschaft prägen. Ich möchte, dass auch in Zukunft die Schwachen im Mittelpunkt stehen, dass weiterhin gilt, dass Eigentum zur Solidarität ver-pflichtet, dass das Gewissen unangetastet bleibt und jeder eine Chance bekommt zum Leben.
Deshalb finde ich es wichtig, heute noch mal genau hinzuschauen auf das, was die Par-teien für Europa versprechen. Und dann entsprechend zu wählen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6154
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