SWR1 3vor8

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Fest der Heiligen Dreifaltigkeit – so heißt dieser Sonntag, der Sonntag nach Pfingsten. Gemeint sind damit nicht Maria und Josef und das Jesuskind. Gemeint ist Gott, genauer: der verrückte Gedanke, dass Gott dreifaltig ist, ein Gott, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. Gott, der Vater, als Schöpfer, der die Welt und alles erschaffen hat, der Sohn, der ein Mensch war und mit uns gelebt hat, der Heilige Geist, den es auch immer schon gab und der alles belebt und neue Ideen bringt und der uns Gott ahnen lässt, was ja schließlich nicht selbstverständlich ist. Und die drei sind einer. In allen dreien begegnet uns der eine Gott.
Immer wieder haben Theologen versucht, diesen alten Glauben zu erklären, ihn erst einmal selber zu verstehen. Und Künstler haben immer wieder den dreifaltigen Gott dargestellt.
Mich beeindrucken besonders die Bilder mit dem merkwürdigen Namen Gnadenstuhl. Da ist in der Mitte Gott Vater, meistens sitzend, in den Händen hält er vor sich das Kreuz, an dem Jesus hängt, und zwischen dem Kopf des Vaters und dem Kopf Jesu schwebt in Gestalt einer Taube der Hl. Geist. Das ist Gott, müsste man unter diese Bilder schreiben. So ist Gott. Und es ist richtig, ihn in drei Gestalten darzustellen. Das sagt nämlich aus: Gott thront nicht einsam. Zu ihm gehört Gemeinschaft. Zu ihm gehört Beziehung. Offene Beziehung. Drei ist etwas anderes als zwei. Der Dritte ist wie eine ausgestreckte Hand.
Dieses Bild zeigt, was mit dem Glauben an einen dreifaltigen Gott gemeint ist. Es will sagen: Gott ist Beziehung, Gott ist Gemeinschaft. Das ist nicht zusätzlich, sondern es gehört zu ihm. Mir scheint, dass wir diesen alten Glauben zumindest teilweise vergessen haben. Er ist ja auch wirklich schwierig und verrückt. Gott als einer, der nicht zuerst in sich ruht und dann zusätzlich Beziehungen hat. Wir Menschen haben Beziehungen, Gott ist Beziehung. Und wo Beziehung ist, da ist Leben, da ist Wandel, da verändert sich, entwickelt sich etwas. Ich finde es atemberaubend, an diesen Gott zu glauben. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6143
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