SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

Glaube macht tolerant. Vor allem gegenüber denen, die nicht oder anders glauben.
Für mich hängt das mit dem Geist Gottes zusammen und mit dem Fest, das wir Christen heute feiern. Pfingsten. Die Bibel erzählt von einem Ereignis, bei dem der Geist Gottes die ersten Christen geradezu beflügelt hat. Wo sie vorher ängstlich waren, mutlos und unentschlossen, ist auf einmal ihr Glaube gewachsen. Von da an trauten sie sich, aus dem Geist Gottes engagiert und verantwortlich zu leben. Das war der Anfang der Kirche.
Seither sind wir Christen uns bewusst, dass wir ohne den Geist Gottes schnell am Ende wären mit unserem Mut und unserer Kraft und erst recht mit unseren Ideen. Deshalb macht Glaube tolerant. Jedenfalls müsste er das. Denn der Glaube ist ja ein Geschenk. Man kann sich in Glaubensdingen allerlei zusammen basteln, das wohl. Aber dass ich wirklich auf Gott vertrauen kann, dass ich glauben kann, dass er bei mir ist: das kann ich nicht machen. Niemand kann das aus eigener Kraft.
Das hat schon Jesus so gesehen. Daran erinnert die biblische Geschichte, die heute in den evangelischen Gottesdiensten im Mittelpunkt steht. Sie erzählt, wie Jesus seine Jünger gefragt hat, was sie denn von ihm halten. Auch damals haben die Leute ja schon sehr unterschiedlich über ihn gedacht. „Was glaubt denn ihr, wer ich bin?“ hat er gefragt. Und einer, Petrus, antwortet ganz spontan: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Was für ein Glaube! So klare Überzeugungen hat wirklich nicht jeder. Petrus könnte ein bisschen von oben herab auf die anderen schauen: Die haben es noch nicht kapiert. Die sind auf der falschen Spur. Die begreifen nicht, was wahr und heilsam ist. Er könnte überlegen, wie denn die anderen zu bekehren wären – ist doch nur zu ihrem Guten! Er könnte überlegen, mit welchen Worten, mit welchen Vergünstigungen sie zu überzeugen wären. Später ist man leider sogar auf die Idee gekommen, mit Gewalt nachzuhelfen, wenn Menschen anders nicht zu überzeugen waren.
Jesus hat das vielleicht geahnt. Deshalb erinnert er ihn, noch ehe Petrus sich überhebt mit seinem Glauben: Das hast Du nicht von selbst und aus eigener Kraft erkannt. Das hat Gott selbst dir eröffnet. Denn allein Gottes Geist kann Glauben wecken. Lippenbekenntnisse, klar, die kann man ablegen, aus Angst oder weil man Vorteile davon hat. Gott wirklich vertrauen kann man aber nur, wenn Gottes Geist einem dazu hilft.
Dieses Geschenk Gottes kann man nicht erzwingen. Nicht für sich selbst und nicht für andere. Deshalb müsste der Glaube einen eigentlich tolerant machen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6119
weiterlesen...