Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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01JUN2009
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Pfingsten war in vorchristlicher Zeit ein Erntefest, bei dem die Erstlingsgaben des Getreides als Dank Gott dargebracht wurden. Es wurde 50 Tage nach dem jüdischen Pessachfest gefeiert.
Christen feiern Pfingsten 50 Tage nach Ostern, dem Fest der Auferstehung Jesu.
Es ist das Fest des Heiligen Geistes. Und mit dem tun sich viele schwer, weil er nicht zu fassen, kaum be-greif-bar ist.
Wollen wir dem Heiligen Geist auf die Spur kommen, brauchen wir keine dicken Lexika zu wälzen. Es genügt, dass wir die Bibel aufschlagen. Da wird der Heilige Geist, der Geist Gottes, sehr konkret beschrieben. Und immer ist er so etwas wie „die Kraft von oben“.
Das interpretiert der geistliche Schriftsteller Wilhelm Willms so:

„die frage ist
wo ist oben
was ist oben
wer ist oben

denn je nachdem
was bei uns oben ist
kann man sich ausrechnen
was auf uns herabkommt
welcher geist

ist das geld oben
kommt der geist des geldes
auf uns herab

ist die wirtschaft oberstes prinzip
kommt dieser geist auch auf uns herab
und über uns

ist jesus für uns oben
dann kommt auch der geist jesu
auf uns herab“.

Für Christen ist der Heilige Geist der Geist Jesu. In der Synagoge zu Nazareth sagt er, dass sich diese Worte des Propheten Jesaja in ihm erfüllen: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, er hat mich gesandt, den Armen eine Gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden und den Blinden das Licht, den Zerschlagenen Freiheit und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen“(Lukas 4,17-21).
Daran erkennt man also den Heiligen Geist, aus dem Jesus lebt und handelt: er will heilen und Menschen zum Leben ermutigen.
Als der Auferstandene teilt Jesus davon den Jüngerinnen und Jüngern mit: „Friede sei mit euch, empfangt Heiligen Geist“.
Dieser Geist macht ihnen Beine. Aus Abgeschlossenheit und Angst entsteht Bewegung. Die so Beschenkten gehen auf andere zu. Sie können begeistern. Sie finden eine Sprache, die auch andere verstehen können.
Wenn Menschen aus ihrer Enge ausbrechen, einander Gutes tun, uneigennützig helfen, einander vergeben und verzeihen, in Liebe zueinander finden, dann ist Gottes Geist am Werk.
Auch heute.

Pfarrer Bernd Panizzi aus Heidelberg, von der Alt-Katholischen Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6074
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