Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Mit Gott will ich nichts mehr zu tun haben“, sagt ein Mann zu mir. „Der ist doch nicht gerecht!“ Was er genau meint, erklärt er nicht. Aber ich spüre, dass er enttäuscht ist.

So geht es sicherlich manchen Leuten. Sie haben etwas von Gott erwartet und dann ist es anders gekommen. Jetzt sind sie enttäuscht und wollen nichts mehr von Gott hören.

Die Bibel erzählt von einem Mann, dem es ähnlich ging. Er hieß Jona. Jona bekam von Gott einen Auftrag. Er sollte in die Stadt Ninive gehen und die Leute dort warnen. Sie hatten sich von Gott abgewandt und Jona sollte sie wieder an Gott erinnern und an das Leben, wie es nach Gottes Willen sein soll.
Aber das wollte Jona nicht. Er fand es eigentlich gerecht, dass die Leute ihre verdiente Strafe bekommen. Schließlich hatten sie ja auch Fehler gemacht.

Ohne ein Wort zu sagen haut er dann ab und versteckt sich auf einem Schiff.
Das Schiff fährt aufs Meer und es kommt in einen schweren Sturm. Die Seeleute suchen einen Schuldigen und werfen schließlich Jona ins Wasser, um das Meer zu besänftigen. Und tatsächlich, der Sturm hört auf.
Aber auch Jona wird gerettet. Ein Walfisch verschluckt ihn und Jona betet drei Tage und drei Nächte lang im Bauch des Wals. Bis der ihn an Land ausspuckt.

Das klingt ziemlich märchenhaft finde ich. Aber die Geschichte bringt für mich zum Ausdruck, dass Gott irgendwie anders handelt als wir denken.
Jona hat ja gedacht, wenn er sich von Gott abwendet, dann hat er endlich seine Ruhe und wird in Frieden gelassen. Aber sein Leben wird erst einmal noch viel aufregender, auf dem Schiff und später im Sturm.

Schließlich wird er dann doch gerettet. Gott bricht nämlich die Beziehung nicht einfach ab. Gott drängt sich auch nicht auf. Aber im entscheidenden Moment ist er da. Auch für die, die sich enttäuscht und wütend von ihm abgewandt haben. So verstehe ich die Geschichte mit dem Walfisch.

Und nachdem die ärgste Gefahr vorbei ist, sitzt Jona drei Tage und Nächte im Dunkeln des Fischbauchs und betet. Mir kommt das so vor, als ob Gott ihn da in Ruhe lässt, damit er über alles nachdenken kann. Erst dann ist er wirklich gerettet.

Jonas Geschichte zeigt mir: Es gibt Enttäuschungen mit Gott und man braucht Zeit, um damit umzugehen. So ist die Welt nun mal. Aber auch wenn jemand die Beziehung zu Gott abbricht, lässt er einen noch lange nicht im Stich. Das ist bei Gott gerecht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6046
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