Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Hören Sie noch das Piepsen vom Fernseher?
Ich hatte ganz vergessen, dass es diesen Ton gibt, bis unsere Tochter beim Einschalten kürzlich sagte: „Jetzt piepst es wieder!“
Da habe ich gemerkt: Ich höre es nicht mehr.

Natürlich ist das nicht weiter dramatisch. Das ist ganz normal, wenn man über dreißig ist, habe ich inzwischen gelernt. Aber es hat mich daran erinnert, dass im Leben nicht alles bleibt, wie es ist.
Immer wieder verändert sich etwas und ganz plötzlich wird es einem bewusst: Das fängt schon an, wenn man mal an Orte zurück kommt, wo man als Kind war. Da merkt man auf einmal, dass man aus vielem heraus gewachsen ist. Oder wenn auf einmal klar wird: Ohne Lesebrille geht nichts mehr. Da hat sich über lange Zeit etwas entwickelt und plötzlich wird es deutlich. Das kann einen schon erschrecken.

Ich kenne Leute, denen machen diese Veränderungen Angst: wer weiß, was noch alles kommt, sagen sie. Und manche ärgern sich, wenn etwas nicht mehr geht und trauen sich immer weniger zu.

Da frage ich mich: wie kann man mit solchen schleichenden Veränderungen umgehen?

Bewusster leben vielleicht. Sich klar machen, was man alles kann und gerne macht. Das macht einem dann Mut. Aber das gelingt nicht immer, finde ich.

Vielleicht hilft es ja, wenn man sich vor den Veränderungen nicht so sehr fürchtet. Sondern sie hinnimmt als das, was sind: Veränderungen eben. Aufgaben vielleicht auch, die einem das Leben stellt. Und manchmal sogar Chancen.
Es gehört zum Leben, dass nicht alles immer mehr und immer besser wird. Sondern irgendwann auch wieder abnimmt. Und das hat ja auch etwas Gutes: Wir müssen nicht immer mehr hören und sehen, sondern dürfen irgendwann auch abschalten und auswählen. Und wir brauchen nicht immer allem hinterher zu rennen, sondern dürfen irgendwann auch zur Ruhe kommen und langsam laufen.

Im 139. Psalm in der Bibel heißt es: „Gott, deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner war.“

Das tröstet mich, wenn ich daran denke, was sich alles so nach und nach verändern kann. Denn das heißt für mich: Keine Veränderung geschieht völlig unvorhergesehen. Bei Gott zumindest ist schon irgendwo festgeschrieben, was in meinem Leben passiert. Vielleicht nicht jede Kleinigkeit. Aber insgesamt weiß Gott, wie Leben abläuft. Er begleitet mich dabei und interessiert sich dafür.
So gesehen, ist es mir dann egal, ob ich den Ferneseher piepsen höre oder nicht.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6045
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