Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Mensch, wo bist du“ – das ist die Losung, das Leitwort des Evangelischen Kirchentags. Heute Abend beginnt er in Bremen.
Über 100.000 Menschen sind auch in diesem Jahr zusammenkommen. Menschen, die nach Orientierung und Sinn suchen, nach Freundschaft und Gemeinschaft, aber auch nach glasklarer Diskussion und Stellungnahme.
Mensch, wo bist du. Das Leitwort des Kirchentags ist aus der Bibel. Sie kennen es vielleicht aus der Geschichte von dem Sündenfall: Adam und Eva im Paradies. Und da ist die Schlange und die Frucht vom Baum der Erkenntnis, und beide essen davon und sie erkennen ihre Blöße und schämen sich und verstecken sich.
Und die Geschichte erzählt weiter, wie Gott in der Abendkühle wandelt. Und weil er die beiden nicht sieht wie sonst, sucht er sie. Adam, wo bist du? Mensch, wo bist du? Das ist die Frage, die alles offenlegt.
Was hast du getan?, fragt Gott. Warum hast du die Grenze überschritten?
Die Geschichte erzählt vom Anfang der Sünde. Bei Sünde geht es nicht um die kleinen (oder auch großen) Vergehen, die wir uns zuschulden kommen lassen. Sünde, das heißt: gesondert, getrennt sein von Gott.
Wenn wir getrennt sind von Gott, sind wir in der Lage und fähig, dem Anderen und uns selbst zu schaden. Ja, wir können heute sogar die ganze Welt in den Abgrund stürzen.
Sünde, das ist, wenn ein Mensch in seinem Gewissen oder mit seinem Herzen nicht gebunden ist, sondern beziehungslos. Sünde drückt sich aus in Gier, in Herrschsucht, in Maßlosigkeit, in Gedankenlosigkeit. Seit der Wirtschaftskrise wissen wir, wie so etwas ausgehen kann.
Mensch, wo bist du? Was hast du getan?
Auf dem Kirchentag in Bremen fragen Christinnen und Christen nach unserer Verantwortung. Was können wir tun angesichts der Klimaveränderung, wozu sind wir verpflichtet angesichts des Hungers in der Welt und der ungerechten Verteilung des Reichtums. Was ist unsere Verantwortung beim ganz alltäglichen Umgang miteinander.
Wir können nicht mehr zurück in Paradies – höchstens davon träumen – aber wir können danach fragen, wie wir die Pfade auf dem Weg der Sünde verlassen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6032
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