Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Morgen beginnt in der Stadt Blaubeuren und Umgebung das Landesmissionsfest. Beim Wort Mission denke ich immer an einen wagemutigen Pfarrer oder Prediger, der sich mit Buschmesser und Bibel durch den Dschungel schlägt, um Eingeborenen im Lendenschurz vom christlichen Glauben zu erzählen. So ähnlich sah Mission vor 100 Jahren tatsächlich mal aus. Aber Mission heute bedeutet etwas anderes. Längst brauchen die Menschen in Südamerika, der Südsee oder Südostasien niemanden mehr aus Europa, der ihnen vom christlichen Glauben erzählt, längst gibt es dort selbstständige Kirchen mit eigenen Pfarrerinnen und Pfarrern.

Mission, das bedeutet heute deshalb vor allem Partnerschaft, Partnerschaft zwischen den Kirchen hier, aus denen die ersten Missionare kamen und den Kirchen in Übersee, die jetzt auf eigenen Beinen stehen. Diese Partnerschaft wird beim Missionsfest in Blaubeuren gepflegt, erwartet werden Gäste aus Argentinien, Indien, Kamerun und anderen Ländern.

Ich denke, so ein Blick über den Tellerrand ist eine gute Sache. Zum einen ermutigt er mich, denn während hier bei uns immer weniger Menschen mit dem christlichen Glauben etwas anfangen können und die Kirchen seit Jahren Mitglieder verlieren, ist es in Südamerika, Afrika oder China genau umgekehrt. In vielen Ländern herrscht eine regelrechte Aufbruchstimmung. Offenbar erleben die Menschen dort die Nachricht von der Liebe Gottes als ungeheuer ermutigende und frei machende Botschaft. Das gibt mir das Vertrauen, dass die alten Worte der Bibel längst nicht zum alten Eisen gehört, sondern immer noch Kraft haben, Menschen zu begeistern – auch hier bei uns.

Zum anderen macht mich dieser Blick über den eigenen Tellerrand auch nachdenklich. Ich finde es unglaublich, unter welchen Bedingungen viele Christen auf der Welt ihren Glauben festhalten. Oft fehlt das Geld für Kirchen, Gemeindehäuser oder Bibeln - Dinge, die für uns ganz selbstverständlich sind. Und: in vielen Ländern müssen Christen mit Druck und Feindseligkeiten beispielsweise von Seiten ihrer Regierung leben. Ich frage mich, wie ich mich in dieser Situation verhalten würde. Wäre mir mein Glaube das wert?

Ich denke, in der Partnerschaft zwischen Christen weltweit, liegt eine große Chance, nämlich: einander abzugeben von dem, was der andere nicht hat: Wir können den Christen in Übersee etwas abgeben von unserem immer noch großen Wohlstand und uns dafür eine Scheibe abschneiden von ihrem Mut, ihrer Begeisterung und ihrem Gottvertrauen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5969
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