Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal ist es richtig gut, wenn man Mitspieler hat.
Ich habe das mit meinem Sohn zusammen gelernt, als der vor ein paar Wochen sein erstes Fußballturnier hatte: Große Sporthalle, viele Mannschaften, eine Menge Zuschauer auf der Tribüne - das alles war für meinen Sohn so aufregend, dass er sich gar nicht auf das Spielfeld getraut hat. Zwei Spiele lang hat er mit einem „blöden Gefühl“, wie er es nannte, auf der Bank gesessen. Bis ein Junge aus seiner Mannschaft auf ihn zu gekommen ist und gesagt hat: „Komm, du stürmst jetzt mal mit mir“. – Da ist mein Sohn aufgestanden und losgestürmt.

Das wär’s doch, wenn’s das nicht nur im Fußball bei den Bambinis, sondern auch im Alltag von uns Erwachsenen gäbe: Vor Situationen, die mir Angst machen, kommt jemand und sagt: „Komm, du stürmst mit mir. Das packen wir gemeinsam“?

In der Bibel wird der Glaube manchmal mit einem sportlichen Wettkampf verglichen (z.B. 1 Kor 9,24-27). Ich denke, wenn schon Sport, dann ist der Glaube in jedem Fall ein Mannschaftssport. Denn wer glaubt, der erlebt, dass es so einen Mitspieler für das Spiel des Lebens tatsächlich gibt. Ich denke, Gott ist so einer: einer, der mich begleitet; einer, der mich motiviert, Situationen zu meistern, in denen ich auch als Erwachsener ein „blödes Gefühl“ habe.

Dass Gott mein Mitspieler ist, bedeutet aber nicht, dass ich die Hände in den Schoß legen kann. Ums Selber-Spielen komme ich nicht herum. Gott nimmt mir nichts ab, aber er gibt mir die Kraft, es selbst zu packen. Es wäre für meinen Sohn ja auch nicht besser gewesen, wenn sein Mannschaftskamerad zu ihm gesagt hätte: „Bleib sitzen, ich mach die Tore für dich“. Nein, dass er die Angst überwunden hat und selber spielte, darauf kam’s an.

Mein Sohn hat sein Spiel damals übrigens knapp verloren. Aber das war nicht so wichtig, wichtig war, dass er auf dem Platz stand. Ich denke, genau so ist es auch für uns Erwachsene im Alltag: Auch da gewinnt man nicht immer, auch nicht wenn Gott dabei ist. Aber es kommt auch nicht immer darauf an, dass alles zu meinen Gunsten ausgeht, sondern, darauf, dass ich die Herausforderung annehme und nicht vor ihr wegrenne. Und da macht es für mich oft den entscheidenden Unterschied, ob ich darauf vertrauen kann, dass ich nicht allein bin.

Neben dem einen unsichtbaren Mitspieler gibt es übrigens noch viele sichtbare. Männer und Frauen, die auch angefangen haben, darauf zu vertrauen, dass sie das Spiel des Lebens nicht alleine spielen müssen. Diese Mitspieler können sich auch gegenseitig unterstützen und dem anderen, den grade der Mut verlassen hat, sagen: „Komm, du stürmst jetzt mal mit mir“. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5968
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