Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Betet ohne Unterlass“ (1 Thessalonicher 5,17) empfiehlt der Apostel Paulus den Christen in einem seiner Briefe. Ohne Unterlass, also ständig beten - Diese Aufforderung scheint zunächst ziemlich weltfremd. Schließlich haben Menschen ja auch noch andere Dinge zu tun.

Aber was sich zunächst wie eine Zumutung anhört, ist beim näheren Hinschauen kein schlechter Tipp, finde ich. Denn das griechische Wort, das in der deutschen Bibel mit „ohne Unterlass“ wiedergegeben wird, meint wörtlich übersetzt „beständig“. „Betet ohne Unterlass“ heißt also: „Betet immer wieder“, „betet kontinuierlich“. Und dieser Ratschlag macht Sinn.

Denn was man nicht immer wieder tut, das bringt’s oft auch nicht. Ich gehe beispielsweise schon seit Anfang des Jahres ins Fitnessstudio. Neulich habe ich mich gewundert, warum ich keine Fortschritte mache. Ich stemme noch immer die gleichen nicht sehr schweren Gewichte wie am Anfang. Nach einem Blick auf meinen Trainingsplan war alles klar: Ich habe immer wieder große Lücken zwischen den einzelnen Trainingsterminen, einmal sogar einen ganzen Monat. So wird das nichts mit den Fortschritten, es fehlt die Beständigkeit, die Kontinuität.

Ohne Kontinuität komme ich nicht weiter, nicht beim Sport, nicht beim Lernen eines Instruments und auch nicht beim Beten. Das Gebet, das Reden mit Gott, bleibt mir dann immer irgendwie fremd, ich fühle mich unwohl, wie wenn ich mit einem Fremden spreche.

Wenn das so ist, dann ist beständig Beten also keine Zumutung, sondern ein guter Tipp, um Gott besser kennen zu lernen. Sonst beginne ich mit meinem Gottvertrauen immer wieder bei null, genau so wie ich bei meinem Training nach einer langen Pause im Grunde wieder bei null anfange.

„Betet ohne Unterlass“, das soll auch keine Überforderung sein. Denn kontinuierlich kann ich eine Sache nur dann machen, wenn ich mich gerade nicht damit überfordere. Im Fitnessstudio z.B. kann ich, wenn ich mich anstrenge, auch Gewichte heben, die eigentlich viel zu schwer für mich sind. Aber ich kann das eben nicht sehr oft und ich verliere sehr schnell die Lust daran. Nur wenn ich mich nicht überfordere, kann ich auch am Ball bleiben.

„Betet ohne Unterlass“ heißt also nicht: betet stundenlang, sondern sucht euch ein Maß, das für Euch ok ist und mit dem ihr euch auf die Dauer nicht überfordert. Wie lange und wie oft das ist, muss jeder selbst rausfinden, aber die Wirkung bleibt mit Sicherheit nicht aus: Wer beständig betet, entwickelt ein Vertrauensverhältnis zu Gott. Und das tut gut. https://www.kirche-im-swr.de/?m=5965
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