Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wir kommen auch nach der Konfirmation wieder. Ganz bestimmt.
So sagen meine Konfirmanden beim Abschied von der Konfirmandenzeit. Ich höre es und werde mich auch dieses Jahr daran freuen, denn ich habe gelernt, aus diesem Versprechen eine große Portion Zuneigung herauszuhören.

Ich bin nicht mehr enttäuscht, wenn sie nicht kommen. Manchmal kann ich sie sogar verstehen. Wir waren ein Stück unterwegs miteinander, und es war meist gut. Ich hoffe, diese Erfahrung bleibt ihnen.

Natürlich habe ich ihnen erklärt, dass Glaube Gemeinschaft braucht und die Hoffnung nur zusammen mit anderen lebendig bleiben kann und dass wir ganz schön alt aussehen in unserer Gemeinde ohne die Jugendlichen. …
Und ich bin sicher, manche haben es nicht nur mit den Ohren gehört, sondern mit Kopf und Herz verstanden.

Aber manchmal sind Geschichten doch die besseren Erklärungen und Schriftsteller erfolgreiche Botschafter.
Die Geschichte, die ich gefunden habe und die ich Ihnen erzählen will, ist von Paulo Coelho und heißt: Die einsame Glut.

Juan ging jeden Sonntag in den Gottesdienst. Mit der Zeit hatte er den Eindruck, dass der Pfarrer immer dasselbe sagte. Da blieb er weg.
Nach zwei Monaten besuchte ihn der Pfarrer. Juan dachte, der wird bestimmt fragen, warum ich nicht mehr zum Gottesdienst komme. Der Pfarrer aber fragte nicht und sagte nichts.
Sie saßen schweigend da und schauten ins Feuer.
Da stand der Pfarrer auf, holte mit einem Zweig ein Stückchen Glut aus dem Feuer. Nach kurzer Zeit begann die Glut zu verlöschen. Juan schob sie rasch in die Mitte der Feuerstelle zurück.
Nach einer Weile erhob sich der Pfarrer. Gute Nacht. Und Juan antwortete ihm: Gute Nacht und vielen Dank.

So hat der Erzähler seine Botschaft weitergegeben:
Der Mensch kann ohne Gemeinschaft mit anderen seine Wärme und seine Flamme nicht erhalten. Er schließt mit dem Satz, dass Juan sich vornimmt, am nächsten Sonntag wieder in die Kirche zu kommen.

Vielleicht sind die Predigten dann immer noch so, und die Leute auch, aber das mit der Glut, das stimmt doch. Auch wenn unsere Gottesdienste oft nicht das bieten, was Jugendlichen gefällt, der Glaube und die Hoffnung brauchen Gemeinschaft, sonst verlieren sie ihr Feuer. Ich hoffe, das können Jugendliche immer wieder in Gruppen oder in besonderen Gottesdiensten finden oder auf Kirchentagen.

Wenn Sie wollen, erzählen Sie diese Geschichte den Konfis in Ihrer Nähe weiter, Ihren Nichten und Neffen, Ihren Patenkindern, Ihren Enkeln - und vielleicht ist die Geschichte auch gut für Sie selbst.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5799
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