Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wow, das sieht echt gut aus. Warst Du beim Friseur?
Ja. Es war auch mal wieder Zeit, sagt sie und lacht.
Es war auch mal wieder Zeit.

Die Bibel kennt die Gefahr, dass wir Menschen den rechten Zeitpunkt verpassen. Dass wir nicht mehr spüren, wann eine Sache dran ist. An einer Stelle heißt es:
Die Tiere, der Storch, die Taube und die Schwalbe, die kennen ihre Zeit, ihr Menschen aber wisst sie nicht.

Der rechte Zeitpunkt ist wichtig. Wenn ich die rechte Zeit überspringe, dann bleibt das nicht ohne Folgen – für meine Gesundheit, für meine Partnerschaft und auch für meinen Glauben. Vielleicht merke ich das nicht gleich. Aber viele Menschen machen die Erfahrung, wie Karin, eine Frau mit 45, die sagt:
Ich fühle mich nicht mehr wohl.
Ich komme aus der Spur.
Ich verliere mich an alles und verliere den Kontakt zu mir selbst.

Es ist mal wieder Zeit. Die rechte Zeit zu erkennen, darauf kommt es an, und zu spüren, wann die Dinge dran sind. Nicht nur der Friseur, der auch. Aber den Kindern eine Geschichte vorlesen oder endlich die Eltern besuchen. Den Menschen an meiner Seite, der immer für alles Verständnis haben soll, nicht noch mal vertrösten, sondern den Abend ganz für ihn oder sie reservieren.
Wenn der richtige Zeitpunkt verpasst ist, dann ist es oft zu spät. Menschen sind enttäuscht, Beziehungen verlieren ihre Lebendigkeit, Vertrauen zerbricht. Manches lässt sich nachholen. Nicht alles.

Wenn alles seine Zeit hat, dann auch das Innehalten. Es braucht nicht viel Zeit, mit mir selbst und mit Gott ins Gespräch zu kommen. Das geht ganz einfach. Ich gehe durch den Park, sehe die Bäume, höre die Vögel, rieche die Erde. Eine Erinnerung mitten am Tag: auch du bist ein Geschöpf im großen Garten von Gottes Natur. Auch durch dich fließt der Lebenshauch, durch den alles lebt. Oder ich schalte beim Bügeln mal nicht den Fernseher ein, sondern gehe in Gedanken zu den Menschen, denen ich versprochen habe: Ich denk an dich.

Auf dem Heimweg vom Markt setze ich mich für 10 Minuten in die Kirche. Es ist ganz still. Manchmal spreche ich ein Gebet. Oder ich bleibe beim Walken für einige Minuten beim Wegkreuz stehen.
Auch das Innehalten hat seine Zeit. Vielleicht ist dafür mal wieder Zeit heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=5796
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