Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Neben den großen Festen wie Weihnachten und Ostern gibt es im kirchlichen Kalender auch kleinere Gedenktage. Sie wollen an Ereignisse und Personen erinnern, die für die Kirche und den christlichen Glauben wichtig waren. Heute ist der Tag der Bekehrung des Apostels Paulus.
Paulus wäre für die christliche Kirche nämlich niemals so wichtig geworden, wenn es da nicht eine entscheidende Wende in seinem Leben gegeben hätte. Denn bevor Paulus ein bedeutender Lehrer der ersten Christen wurde, hatte er mit Jesus Christus nicht viel am Hut. Ganz im Gegenteil. Es ärgerte ihn maßlos, dass es da Menschen gab, die behaupteten, dass Jesus, der am Kreuz in Jerusalem hingerichtet worden war, von den Toten auferstanden und Gottes Sohn sein sollte. Er versuchte diese neue Lehre zu bekämpfen und schreckte nicht davor zurück, christliche Gruppen aufzuspüren und sie vor Gericht zu bringen. - Bis ihm in einer Vision der auferstanden Christus selbst begegnete. Das war für Paulus ein Schock. Er erkannte, dass er mit allem, was ihm bis dahin wichtig war, und für das er sich mit ganzer Kraft eingesetzt hatte, auf dem Holzweg war.
Das war das Schlimmste, was Paulus je erlebt hatte. Aber gleichzeitig auch das Schönste. Denn Jesus hat ihn beauftragt, weiter zu erzählen, was er nun gesehen hatte: Jesus war nicht am Kreuz gescheitert, sondern mit ihm war tatsächlich Gott selbst zu den Menschen gekommen, um ihnen zu zeigen, wer er ist und wie er zu ihnen steht. Obwohl Paulus den Anhängern von Jesus das Leben schwer gemacht hat, hatte Gott ihn ausgesucht, um das bekannt zu machen. Paulus hat erlebt: Gott wendet sich nicht von denen ab, die schwer Fehler machen, nicht einmal von denen, die nichts von ihm wissen wollen oder versuchen, ihn zu bekämpfen.
Von dieser Liebe Gottes sprechen auch die für mich schönsten Sätze der ganzen Bibel. Paulus hat sie in seinem Brief an die Christen in Rom geschrieben: Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel, noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn (Römer 8,38-39).
Paulus spielte für das Christentum in den ersten Jahrzehnten nach dem Tod und der Auferstehung von Jesus eine herausragende Rolle. Fast im Alleingang trug Paulus den christlichen Glauben in die halbe damals bekannte Welt. Er gründete viele Gemeinden und blieb mit ihnen durch Briefe in Kontakt. Die meisten Briefe des neuen Testaments stammen von ihm. Die Christen fanden das, was Paulus über Gott geschrieben hat, so gut und so wichtig, dass sie es an künftige Generationen weitergeben wollten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=574
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