Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Haben Sie in diesem Winter schon Schnee gesehen? Ich zwei Mal. Einmal im November als es bei uns in Nagold kurz geschneit hat. Das zweite Mal, als ich mit meiner Familie durch den Hochschwarzwald nach Freiburg gefahren bin; allerdings hat es während der Fahrt geregnet und der Schnee wurde immer weniger.
An dem Klimawandel, auf den Wissenschaftler seit vielen Jahren hinweisen, scheint wirklich etwas dran zu sein. Die katastrophalen Folgen für unsere Welt, sagen die Forscher, sind unabsehbar.
Ganz viele Menschen sind beunruhigt und denken, man müsste etwas tun. Aber tut irgendjemand etwas? Die Maßnahmen der Politik wirken wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Industrie hat vor Jahren das Drei-Liter-Auto gebaut, das keiner haben wollte und setzt seitdem auf immer mehr PS. Und die werden gekauft. Auch die meisten Bürger sind zwar beunruhigt aber handeln nicht.
Warum ist das so? Ich glaube, weil andere Probleme dringlicher erscheinen, als der Klimaschutz. Die hohe Arbeitslosigkeit, die unsichere Altersversorgung, die Globalisierung, dass das Leben immer teurer wird. Das alles bekommen Menschen direkt zu spüren und auf dem Kontoauszug auch zu sehen. Frühlingswetter im Januar ist da weniger schmerzhaft.
Als es uns in Deutschland wirtschaftlich und finanziell noch gut ging, in den 80er Jahren, da wurde in Sachen Umweltschutz einiges getan. Die Mülltrennung wurde eingeführt, Treibhausgase wurden verboten und die Menschen waren bereit, sich der Schöpfung zu liebe auch persönlich einzuschränken. Viele haben auf grauem Papier geschrieben, satt auf weißem. Manche haben sogar Teebeutel in ihre Bestandteile zerlegt und getrennt entsorgt. Mir kommt es fast so vor, als sei der Umweltschutz ein Luxus, den sich eine Gesellschaft nur leistet, wenn sie keine anderen Sorgen hat.
Aber wenn es stimmt, was die Wissenschaftler für die Zukunft vorhersagen, dann sind doch die meisten Probleme, die uns jetzt so groß vor Augen stehen, verhältnismäßig klein gegenüber dem, was auf uns zukommt. Erst recht wenn wir an unsere Kinder denken. Es ist schlimm für ein Kind, wenn der Vater keine Arbeit hat. Aber ist es weniger schlimm, in einer Welt aufzuwachsen, in der das Wetter verrückt spielt und Naturkatastrophen zunehmen? „Mir wird ganz Angst, wenn ich daran denke, was da auf meine Kinder zukommt“, sagte mir eine Mutter neulich. Ich denke, vor allem den Generationen, die nach uns kommen, sind wir es schuldig die Bewahrung der Schöpfung sehr weit oben auf die Prioritätenliste zu setzen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=571
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