Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Etwas Verrücktes machen, manchmal tut das gut. Manchmal brauche ich das für mich selbst, um zu spüren, wie lebendig und bunt das Leben sein kann. Im Alltag vergesse ich das manchmal. Etwas Verrücktes machen – vor allem tut das anderen gut, wenn ich es für sie mache.
Was verrückt ist, das kommt immer darauf an, was man für normal hält. Für manche ist es schon verrückt genug, sich einen Blumenstrauß zu kaufen oder einen mitzubringen – wo sie das doch schon seit Jahren nicht mehr getan haben. Aber ich habe einen Freund, der bringt jeden Freitag einen Blumenstrauß mit nach Hause: der findet das gar nicht verrückt, sondern ganz normal, vielleicht beinahe schon alltäglich. Verrückt wäre viel-leicht auch eine neue, bisschen ausgefallene Frisur, eine neue Haarfarbe, 2 Tage Urlaub aus heiterem Himmel, um die Tochter zum Geburtstag überraschen zu können. Was ver-rückt genug ist, damit man es spürt, das kommt ganz darauf an.
Ziemlich verrückt war die Idee einer Frau, von der die Bibel erzählt. Die kauft eine Fla-sche mit kostbarem parfümiertem Pflegeöl und salbt Jesus damit die Füße. Vor allen Leu-ten, mitten in einer großen Gesellschaft. Das war für sie die einzige Gelegenheit, so was zu tun. In der staubigen Hitze Palästinas war das sicher eine Wohltat, wenn man den ganzen Tag in Sandalen unterwegs ist. Die Frau wollte Jesus damals zeigen, wie viel er ihr wert war. Und sie wollte ihm gut tun. Offensichtlich hat er das verstanden. Denn als ein paar Vernünftige meckern und sagen: das ist doch verrückt! Hätte die nicht mit dem Geld etwas Vernünftiges tun können! Da nimmt Jesus die Frau in Schutz: Sie hat mir gut getan. Was „Vernünftiges“ kann sie immer tun. Dies war jetzt schön. Merkt euch das! Hat er ausdrücklich dazu gesagt. Vielleicht hat er gewusst, dass es vielen vernünftigen Men-schen schwer fällt, mal was Verrücktes zu machen. Manche kommen einfach gar nicht auf so eine Idee. Schade eigentlich. Tut doch so gut!
Jesus selbst hat später für seine Jünger was Ähnliches gemacht – hat ihnen die Füße ge-waschen. Verrückt eigentlich. Das kann ich nicht annehmen hat einer der Männer gesagt. Und Jesus hat ihm klar gemacht: wer zu mir gehört, der braucht das. Das ist wichtig für unsere Beziehung, würden wir heute vielleicht sagen. Also lass es dir ruhig gefallen.
Wer etwas Verrücktes macht, womöglich für einen anderen, der zeigt, wie wichtig ihm der andere ist. Und das tut gut. Vielleicht probieren Sie’s mal aus. Heute, am Frühlings-anfang ist ein guter Tag dafür.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=5625
weiterlesen...